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100 Gewichtstheile Zucker 51.111 Gewichthelle Alkohol
und 48.889 „ Kohlensäure
liefern würden; allein dieser Ansicht widersprechen nicht nur die
neuern Analysen des Zuckers, sondern auch die bei der Gährung
desselben gebildeten neuen Producte. Dumas hat nämlich
nachgewiesen, daß bei der Gährung des gemeinen Zuckers immer
Milchsäure entsteht; und in der That, wenn man eine ge-
gohrene Zuckerlösung, welche keine Spur von Gährung mehr
zeigt, abdampft, so erhält man einen Rückstand, welcher sich
kaum trocken darstellen läßt, beim Abdampfen zuletzt bräunt
und schwarz färbt, sauer reagirt und mit Ätzkali versetzt Ammo
niak entwickelt. Nach Dumas enthält er milchsaures Ammo
niak; das letztere wäre aus dem Stickstoff des zersetzten Fer
ments entstanden; Zucker ist darin nicht mehr enthalten.
Thènard erhielt von 100 Gewichtstheilen Zucker 4 Ge
wichtstheile einer extractähnlichen, im Wasser sehr leicht lösli
chen Masse, die er nicht näher untersucht hat. Berzelius be
merkt hierzu: daß zu einer vollständigen Kenntniß der Zerstö
rung des Zuckers durch die geistige Gährung auch die Kenntniß
der chemischen Natur dieses Rückstandes gehört; ferner die Ent
scheidung, ob er immer vorkommt, und wenn dieß der Fall ist,
ob stets in gleicher Menge, oder ob seine Bildung von Um
ständen abhängt, die vermieden werden können u. s. w.
Auch in dem Destillate finden sich zwei neue Substanzen,
nämlich Essigsäure und eine flüchtige Substanz (Fuselöl oder
Äther); aber diese sind offenbar nicht unmittelbar aus dem
Zucker, sondern erst während des Gährungsverlaufes aus einem
Antheil des Alkohols entstanden, wodurch die Alkoholausbeute,
jedoch nur unbedeutend verringert wird. Man sieht, daß unter
diesen Umständen die obige chemische Formel mit den Gährungs-
resultaten nicht zusammenstimmen kann.
Bei der Betrachtung der Milchsäure wurde gezeigt, daß sie
mit dem wasserfreien Zucker polymer sei, d. h. sie besteht aus
einer gleichen relativen, aber aus einer ungleichen absoluten.
Anzahl von Elementar-Atomen.
Der wasserfreie Zucker wird ausgedrückt
durch die chemische Formel C, a H ao 0 10 .
Die Milchsäure besteht aus C 6 H J0 0 5 ,
so daß aus 1 Atom des erstern 2 Atome der letztern ent
stehen können.