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in Lösung. Fast allgemein halt man ihn für Ammoniak, nur
Meißner stellt die Ansicht auf, daß er mit dem Alkohol in
der Flüssigkeit locker verbunden den reinen Wein darstelle. Bei
Gelegenheit der Berührung von Meißner's Gährungstheorie
wurde bereits das Erforderliche darüber bemerkt.
Löwig glaubt, daß sich bei der Gährung auch durch
Zersetzung des Ferments etwas kohlensaures Gas entwickelt,
und dann wäre die Berechnung der zersetzten Zuckermenge und
der gebildeten Alkoholmenge aus der Menge des entwickelten
kohlensauren Gases nach der vorn angegebenen Proportion un
richtig. In der That müßte es eine Quelle geben, in welche
die etwaigen nicht starren Zersetzungsproducte des Ferments
zusammenfließen. Bis jetzt ist diese Ansicht jedoch nicht bestät-
tigt worden.
Äußere Erscheinungen bei dem Verlaufe der
geistigen Gährung.
Das Steigen und Fallen des Hefenschaumes über der gähren-
den Flüssigkeit in den Gefäßen.
So wie die Gährung beginnt, bildet sich allemal an der
Oberfläche der gährenden Flüssigkeit eine Schaumdecke; von
dem sich entbindenden, in der ganzen Masse der Flüssigkeit auf
steigenden kohlensauren Gase dehnt sich die Flüssigkeit aus; die
Schaumdecke nimmt an Höhe zu, erreicht ein gewisses Maximum
und sinkt von da an wieder zusammen. Sie steigt um so höher,
je stürmischer die Gährung — bei höherer Temperatur oder bei
Anwendung von mehr Stellhefe — sie vor sich geht. Dieß macht
in den Gefäßen, in welchen man die Gährungen vornimmt,
einen entsprechenden Oberraum — Steigraum — nothwendig,
worauf bei Vornahme von Gährungen im Kleinen wie im Großen
Rücksicht genommen werden muß.
Dieses Steigen und Fallen, so wie das äußere Ansehen der
Schaumdecke, gibt das gewöhnliche empirische Kennzeichen zur
Beurtheilung des Gährungsverlaufes ab, und dieser Vorgang
allein macht es möglich, daß man die Obergährung der Bier
würze in Fässern vornehmen kann, wobei die Schaumdecke —
die Oberhefe — durch das offene Spundloch ausgestoßen wird.