Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und practisch dargestellt (1. Band, 1. Theil)

LVS 
Von den anderweitigen äußeren Gährungserscheinungen 
läßt sich im Großen deßhalb weniger wahrnehmen, weil die 
gährenden Flüssigkeiten in Gefäße mit undurchsichtigen Wänden 
eingeschlossen werden. Der geistige Geruch und Geschmack der 
gährenden Flüssigkeiten tritt erst im fortschreitenden Gährungs- 
verlaufe mehr und mehr hervor, und sind beide nach beendigter 
Gährung am merkbarsten. Oft schmeckt die gegohrene Flüssig 
keit nach beendigter Gährung mehr oder weniger sauer. Die 
Säure war theils schon ursprünglich in der zuckerhältigen Flüssig 
keit enthalten, und es wurde ihr Geschmack durch den vorhan 
denen Zucker verdeckt. Wie aber dieser durch die fortschreitende 
Gährung zersetzt wird und verschwindet, tritt dann der säuer 
liche Geschmack mehr und mehr hervor (Phosphorsäure, Wein 
säure). Öfters wird die Säure erst während des Gährungs- 
verlaufes aus Zucker (Milchsäure) oder aus Alkohol (Essigsäure) 
gebildet. 
Die Gährung in offenen und in geschloffenen Gefäßen. 
Bei der geistigen Gährung, wobei es sich meistens vor 
züglich darum handelt, die möglich vollständigste Zersetzung des 
Zuckers in Alkohol und Kohlensäure zu erzielen, den gebildeten 
Alkohol in der gegohrenen Flüssigkeit zu erhalten und seine Ver 
flüchtigung (Verdunstung) so wie seine Umwandlung in Essig 
säure durch die Berührung mit der atmosphärischen Luft zu ver 
hindern, ist es von Wichtigkeit und nicht einerlei, ob die Gäh 
rung in offenen oder in geschlossenen Gefäßen vorgenommen 
wird. 
Eine unvermeidliche Quelle von Verlust an Alkohol bleibt 
die sich bei der Gährung bildende und als Gas entweichende 
Kohlensäure. 
Sie entwickelt sich aus einer Flüssigkeit, ist daher für jene 
Temperatur, bei welcher sie sich entbindet, mit Wasser und Alko 
holdunst gesättigt und führt letztern in die Atmosphäre mit fort. 
Dieser Verlust findet Statt bei der Gährung tu offenen sowohl 
als in geschlossenen Gefäßen; denn aus letztern muß dem ent 
weichenden kohlensauren Gase ein freier Austritt belassen werden. 
Man kann sich davon leicht überzeugen, wenn man das sich ent-
	        
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