173
wickelnde kohlensaure Gas durch Waffer streichen läßt. In
dem Sperrwasser findet man dann kleine Mengen von Alkohol,
welchen das kohlensaure Gas bei seinem Durchströmen durch
dasselbe darin zurückgelassen hat.
Dieser Verlust an Alkohol ist unbedeutend, wie folgende
Betrachtung zeigt; er ist um so geringer, bei je niedrigerer Tem
peratur die Gährung vorgenommen wird (Untergährung).
Der Alkohol verdampft schon dei der gewöhnlichen Tem
peratur; allein diese Verdampfung ist bedingt durch den Tem
peratursgrad und durch die Spannkruft der in der Luft ent
haltenen Wasserdünste, oder von dem Grade, in welchem die
Luft mit Wasserdampf gesättigt ist. Da nun die Luft immer
mehr oder weniger feucht und deren Temperatur so wie jene
der Jährenden Flüssigkeit niedrig ist, so kann deßhalb die Menge
des mit dem kohlensauren Gase fortgeführten Alkoholdunstes nur
gering sein; allein sie ist um so geringer, als das kohlensaure
Gas sich nicht aus einer bloß alkoholigen, sondern aus einer
wässerig geistigen Flüssigkeit entwickelt, deren Alkoholgehalt an
fänglich 0 bis 3 und höchstens 12 pCt. beträgt. Es verflüch
tigt sich also immer Wasserdnnst mit Alkoholdunst, und wenn
auch die Verflüchtigung derselben in Beziehung auf relative
Quantität nicht in dem oben bezeichneten Verhältnisse erfolgt,
so kann dieß davon auch nicht sehr verschieden sein. Die niedrige
Temperatur, der Feuchtigkeitsgehalt der Luft und der große
Verdünnungszustand der geistigen Flüssigkeit sind daher die Ur
sachen, welche jenen Verlust verringern und auf dessen Größe
Einfluß nehmen; er ist deßhalb bei der Obergährung etwas
größer als bei der Untergährung, weil letztere bei niedrigerer
Temperatur vorgenommen wird.
Nebstdem, daß das kohlensaure Gas einen Antheil wässerig
alkoholige Dünste mit fortführt, findet auch noch eine Verdun
stung an der Oberfläche der Flüssigkeit Statt, wenn sie mit der
atmosphärischen Luft in Berührung ist. In diesem Falle be
finden sich die Flüssigkeiten bei der Gährung in offenen Bottichen
vorzüglich zu Anfang und zu Ende der Gährung. Es wird
dadurch ein Verlust an Alkohol herbeigeführt, der von densel
ben oben angeführten Ursachen bedingt ist.
Bei der Gährung in offenen Bottichen ist dieser Verlust
daher gewissermaßen ein doppelter, während er bei jener in ge
schlossenen nur ein einfacher ist.