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lirtem Albumin, welches erfahrungsmäßig assimilirbar ist, von
dem Pflanzenfibrin weiß man dieß mit Bestimmtheit nicht. In
dem Mehl und daraus erzeugtem Brote ist Überschuß an Kleber
und es wird beim Genüße desselben nicht der ganze Kleber
gehalt verdaut; ein Theil desselben geht in die Excremente über
Es ist anzunehmen, daß dieß der weniger leicht lösliche Theil
des Klebers — das Pflanzenfibrin — sei. Wenn man nun unter
diesen Umständen dem Mehlteig und Brot noch mehr von solchen
Substanzen zusetzt, so hat man allerdings Ursache zu zweifeln,
daß sie wirklich assimilirt werden würden; sie füllen dann wohl
den Magen, allein sie erhöhen die Nahrhaftigkeit des Brotes
nicht. Der auf den Trebern liegende Oberteig ist das Excrement
des Meischprocesses, und so wie er in der Phosphorsäure, die
in der Würze enthalten, nicht löslich ist, dürfte er auch der
Auflösung bei dem Verdauungsprocesse widerstehen. Ob dieß
durch einen Zusatz stickstofffreier Nahrungsmittel (Kartoffelstärk
mehl) ermöglicht würde, um dadurch ein gewisses Mengenver-
hältickß zwischen den stickstofffreien und stickstoffhaltigen herzu
stellen, was dazu vielleicht erforderlich ist, wollen wir nur an
gedeutet haben.
Ueber die Stickstoff und Schwefel enthal
tenden Bestandtheile der Getreidesamen.
Diese Bestandtheile, welche wir so eben kennen gelernt
haben, werden in höherer Temperatur sämmtlich in ähnlicher
Art zersetzt; sie entwickeln übelriechende schwefelhaltige und am-
moniakalische flüchtige Producto und sind ohne nachtheilige Wir
kung auf den thierischen Organismus.
Das Pflanzen-Albumin (Eiweiß), Pflanzen-Caseiu (Legumin)
und das Pflanzenfibrin (Zymom) besitzen die gemeinschaftliche
Eigenschaft, sich in mäßig starker Salzsäure niit indigo- oder
violettblauer Farbe zu lösen; sie werden von kochender Kali
lauge leicht aufgelöst und geben damit einerlei Zersetzungspro-
ducte. Mit Essigsäure vorsichtig neutralisirt, entwickelt sich daraus
der Schwefel in Form von Schwefelwafferstoffgas, und es ent
steht ein gallertartiger Niederschlag, welcher, aus allen drei
Pflanzenstoffen erzeugt, eine gleiche Zusammensetzung' besitzt.
Diesen Körper hat Muldcr zuerst dargestellt und Protein ge-