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Diese Umwandlung würde demnach einfach darin bestehen,
daß die organischen Molecüle des Stärkmehls in einen dichteren
Zustand übergeführt werden — aus 18 Atomen Stärkmehlsub-
stanz würden 10 Atome Krümmelzucker entstehen — und 100 8s
Stärkmehlsubstanz würden auch nur wieder 100 Pfund wasser
freien Krümmelzucker liefern, was der Erfahrung wenigstens
sehr nahe hegt.
Die Gerste.
Die Gerste (Bordeum) ist die zur Biererzeugung geeignetste
Getreideart; auch zur Branntweinerzeugung aus Getreide und
Kartoffeln ist sie unentbehrlich. Sie eignet sich dazu vorzugs
weise wegen der eigenthümlichen Beschaffenheit zweier ihrer Be
standtheile, des Stärkmehls und des Klebers, vermöge welcher
diese bei dem Keimen gewissermaßen aufgeschlossen, das erstere
zur Zuckerbildung mehr angeeignet, die zuckerbildende Kraft des
letzter» — des Klebers — aber ungemein gesteigert wird, so
daß sie sich auf eine bedeutend größere Menge Stärkmehl zu
erstrecken vermag, als die ist, die in der gekeimten Gerste noch
enthalten — eine Eigenschaft, welche außer dem Weizen den
übrigen Getreidearten nicht in gleichem Maße zukommt.
Von der Gerste gibt es mehre Varietäten, die theils als
Winter-, theils als Sommerfrucht gebaut werden.
Bei uns wird die große, zweizeilige Gerste (Horäeum di-
stichon) und die vierzeilige oder kleine Gerste (H. vulgare) am
meisten gebaut und angewendet. In Schottland wird dazu die
sechszeilige Gerste (Bordeum hexastichon) angebaut und ver
wendet. Diese Varietät hat eigentlich auch zweizeilige Ähren,
aber drei Körner kommen immer aus dem nämlichen Punct, so
daß sie sechszeilig zu stehen scheinen; sie wird dort Lear und
Big genannt. Ihre specifische Schwere — 1.227 bis 1.265.
Sie ist dickhülsiger und enthält weniger mehliges Korn, ist da
her weniger ausgiebig; aber sie reift früher und verträgt ein
rauheres Klima.
Neuester Zeit empfiehlt man besonders die 70fältig (?)
tragende Himalayagerfte und deren Anwendung zur Biererzeu
gung, weßhalb sie versuchsweise hier und da gebaut wird und
zur Biererzeugung verwendet wurde. Sie ist eine nackte Gerste,