Organische Struktur der Getreidesamen.
Das Keimen der Samen ist der Anfang der Vegetation,
des Wachsthums und der Entstehung einer neuen Pflanze. Um
diesen Proceß auch nach den äußern dabei eintretenden Erschei
nungen richtig beurtheilen zu können, ist es nothwendig die or
ganische Structur der Getreidesamen näher zu betrachten.
Ein Samenkorn besteht aus mehren organischen Gebilden,
welche man nebst ihren Functionen als Organe näher kennen
lernen muß, um das Keimen derselben und die Entwickelung
der Pflanze gehörig einzusehen.
Betrachten wir ein Samenkorn hinsichtlich seiner anatomischen
Zusammensetzung, d. h. in Bezug ans seine von einander mecha
nisch trennbaren Theile, so gewahren wir zuerst an demselben
einen äußern Überzug oder die Hülse, welche mehr oder weniger
dick und zweifach ist; sie besteht aus der Oberhaut (Lpitlormis)
und dem ksr^nekxm» (Laroollerms), durch welches letztere alle
Gefäße, welche in der Oberfläche entspringen, hindurchgehen
und sich in dem Nabel vereinigen. Eine dritte Hülle ist das
Samenhäutchen oder die innere Hülse, welche mehr der Einwir
kung der Feuchtigkeit widersteht. Die Getreidesamen sind ein
samenlappig (Monocotyledones); der mehlige Kern besteht aus
dem Samenlappen und dem Keim, dieser aus dem Schnäbelchen
welches sich zu den Wurzelfasern und aus dem Federchen, das
sich zum Blattkeim ausbildet. Am besten lassen sich diese Theile
an im Wasser aufgequellten Samen beobachten. Die Samen
lappen haben die Bestimmung, der jungen Pflanze, ehe sie noch
Wurzel getrieben und Blätter gebildet hat, bevor sie also ihre
Nahrung aus dem Boden und ans der Luft aufnehmen kann,
zur anfänglichen Ausbildung und Nahrung beim Keimen zu dienen.
Das Keimen der Samen ist nun an die Erfüllung gewisser
Bedingungen geknüpft, ohne welche es nicht Statt finden kann.
Es ist nothwendig, dieselben zu kennen.
Bedingungen zum Keimen der Samen.
Die zum Keimen der Samen nothwendigen Erfordernisse
sind folgende:
1) Ein richtiger organischer Bau des Samens und Gegen-