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wart von Lebenskraft in demselben. Hat die organische Struc-
tur des Samens eine Veränderung erlitten, sind seine Organe
verletzt worden, ist derselbe zu alt, so keimt er nicht mehr.
2) Gegenwart von Wasser, oder ein hinreichender Grad
von Feuchtigkeit in demselben. Trockener Same keimt nicht.
Ein Überschuß von Feuchte oder Wasser schadet jedoch nament
lich den Getreidesamen, indem es durch Abhaltung des atmosphä
rischen Sauerstoffes das Keimen aufhält und sonst noch eine
schädliche Zersetzung und Extraction des Samens veranlaßt.
3) Berührung mit Sauerstoff oder mit der atmosphärischen
Luft. Die Samen keimen nicht unter mit Öl bedecktem Wasser,
oder in ausgekochtem und dadurch luftleer gemachtem Wasser,
welches sich in einer mit Quecksilber abgesperrten Glocke befindet.
Wenn sie auch zuvor im Wasser aufgequellt worden, so keimen
sie nicht: im Öl, wenn sie zu tief in der Erde liegen, im luft
leeren Raume, im Wasserstoffgas, Stickgas und im kohlensauren
Gase. Sie zeigen in diesen Mitteln zwar einen Anfang des
Keimens, und zwar meistens ebenso schnell als in der atmosphä
rischen Luft oder im Sauerstoffgase, wobei sie eine kleine Menge
kohlensaures Gas entwickeln, dann sterben sie aber ab. Berüh
rung der keimenden Samen mit der atmosphärischen Luft ist
daher durchaus nothwendig.
4) Eine mittlere, der Vegetation zusagende Temperatur
von nicht unter 10" und nicht über 30° kl. Bei und unter dem
Frostpuncte keimt kein Same, doch wird dadurch die Keimfähig
keit des trockenen Samens nicht zerstört. In höherer Tempe
ratur keimt der Same zu schnell; über 30° R. trocknet er zu
schnell aus und verliert durch vollkommene Austrocknung die
Keimfähigkeit.
5) Abhaltung des Lichtes, insofern die Samen im Schatten
und im Dunklen schneller keimen als bei starkem Lichte; daher
man im Stande sein soll, auf Malztennen das Licht mäßigen
und regeln zu können.
Erscheinungen beim Keimen der Samen.
Die Erscheinungen, welche man beim Keimen der Samen
beobachtet, sind folgende:
1) Der Same schwillt durch Aufnahme von Wasser auf
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