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Diese Erscheinungen werden nun bei der Malzbereitung im
Großen Berücksichtigung finden müssen.
Das Keimen des Getreides ist daher in der praktischen
Zymotechnie vorzüglich dazu bestimmt, das mehlige Korn der
Samen auszuschließen, das Mucin in Diastas zu verwandeln
und dadurch dessen zuckerbildende Kraft zu steigern, um hernach
bei dem Meischprocesse davon Gebrauch machen zu können. Es
muß aber zur gehörigen Zeit unterbrochen werden, weil außer
dem die Menge und Wirksamkeit des Diastas wieder vermindert
und ein Theil der nutzbaren Substanz (Stärkmehl, Gummi,
Zucker) von dem jungen Pflänzchen, dem sie als Nahrung dient,
verzehrt und dadurch den Rückstand weniger ausgiebig und
brauchbar werden würde.
Die Erfahrung lehrt nun, daß man den Wurzelkeim nach
Umständen mehr oder weniger lang hervortreten lassen könne,
daß man es aber durchaus vermeiden müsse, den Blattkeim heraus
zutreiben. An der bezeichneten Grenze muß man daher jeden
falls stehen bleiben.
Die Unterbrechung des Keimens geschieht durch Erkaltung
und Austrocknung des gekeimten Samens, und ein so zuberei
tetes Getreide nennt man Malz.
Die Malzbereitung zerfällt daher nach ihrer Ausführung
im Großen in drei verschiedene, auf einander folgende Opera
tionen, und zwar:
1) in das Einweichen oder Einquellen des Getreides zur
Erweckung der Vegetationskraft;
2) in das Keimen desselben oder den Beginn der Vegetation;
3) in das Trocknen des gekeimten Samens zur Unterbre
chung oes Keimens und zur möglichen Aufbewahrung des ge
keimten Getreides.
Diese drei Operationen, welche beim Malzen vorkommen,
müssen hier näher besprochen werden.
Das Ginquellen des Getreides.
Das Einquellen der Getreide, als Vorbereitung zum Keimen
derselben, ist eine Operation, welche zwar seit Alters her damit
vorgenommen wurde, wobei aber das befolgte Verfahren durch
chemische Grundsätze nicht ganz gerechtfertigt werden kann.