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entfernt; das Keimen geht nun langsamer und gleichförmiger
vor sich.
Der Mälzer hat es bei sorgsamer Aufsicht vollkommen in
seiner Gewalt, das Auswachsen der Keime nach Wunsch und Er
forderniß zu leiten. Dieselben länger oder kürzer auswachsen zu
lassen, das Keimen zu beschleunigen oder zu unterdrücken, wozu
insbesondere die fleißige Prüfung und Beobachtung des Steigens
der Temperatur in den keimenden Gerstenhaufen gehört. Der
Gebrauch eines Thermometers hierzu ist für den rationellen
Mälzer unerläßlich, und wenn er sich dabei an die durch Er
fahrung an die Hand gegebene Temperatursgrenze hält wird er
nicht leicht ein begangenes Versehen zu beklagen haben.
Überhaupt läßt sich der jedesmalige Zeitpunct des Umschau-
felns, Wendens und dünnern Ausbreitens nicht nach Stunden
bestimmen. Es sind dazu Erfahrungen und Handgriffe erfor
derlich, die man sich nur durch die Praxis aneignen kann. Ebenso
läßt sich im Voraus nicht bestimmen, wie oft das Wenden ge
schehen soll; es hängt dieß vom Fortgang des Keimens, von
der Temperatur des Locals u. s. w. ab.
Als Regel dient: daß, je langsamer und gleich
förmiger der Proceß des Keimens der Gerste gelei
tet wird, desto besser das Malz ausfällt. Die Tem
peratur in den Haufen soll 20 bis 22° R. niemals übersteigen.
In Schottland erhält man beim Keimen der Gerste (Big) die
Temperatur so viel als möglich auf 10° R., in England auf
13—14" R. In Vaiern wendet man beim Schwitzen eine Tem
peratur von 20" R. und gegen das Ende desselben von 26" R.
an, und behauptet, daß das mit solchem Malz bereitete Bier
früher klar werde. Indessen darf man die Temperatur nie noch
höher steigen lassen, weil man dann gewissermaßen die Leitung
des Processes aus der Hand gibt; das Malz keimt leicht zu
viel, man ist kaum im Staude, dem zu schnellen Keimen bald
Einhalt zu thun; das Malz verdirbt. Überhaupt ist der Grad,
bis zu welchem man die Temperatur beim Schwitzen der kei
menden Gerste heransteigen läßt, an verschiedenen Orten ver
schieden. Einige Mälzer lassen sie niemals zu stark erhitzen,
wenigstens nicht gleich im Anfange, indem sie die gequellte Gerste
erst in niedrigere, dann in höhere Haufen bringen und den Ein
tritt des Schwitzens abwarten. Man läßt die Temperatur im
Momente des Schwitzens auch nur bis 15" R. herankommen,