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gibt ein weniger vergährbares, sich nicht leicht klärendes Bier;
letzteres liefert weniger nutzbares Extract, daher eine schwächere
Würze und ein schwächeres, nicht haltbares Bier. Eine zn starke
Erhitzung beim Schwitzen beeinträchtigt ebenfalls die Haltbarkeit
des Bieres.
Das Malzen der Gerste ist daher das erste und wichtigste
Geschäft des Brauers; es ist auch für den Branntweinbrenner
höchst wichtig, denn von der guten Beschaffenheit des von ihm
verwendeten Malzes hängt die Zuckerbildung beim Meischen und
Die Vergährungsfähigkeit der von ihm erzeugten Meischwürzen ab.
Das Locale, in welchem man das Keimen oder Wachsen
der Gerste vornimmt, nennt man Wachs- oder Malztenne (Hum
mel). Es ist der möglichst gleichartigen Temperatur wegen am
Besten im Keller oder Erdgeschosse anzulegen. Auf Malztennen
über der Erde, welche mehr dem Luftzuge, der Austrocknung,
Abkühlung u. dgl. ausgesetzt sind, muß beim Malzen etwas ab-,
weichend verfahren werden. Diese sind zur Mälzung nur im
Frühjahre und Herbste günstig; in erstern kann man zu allen
Jahreszeiten gleich gut malzen.
Die Größe der Malztenne ergibt sich aus dem Jnhalts-
maße des eingequellten Getreides mit Rücksicht auf dessen An
schwellung und Volums-Vermehrung beim Keimen, wobei man
Die letzte niedrigste Ausbreitung von 2—3 Zoll Höhe der Beete
zur Basis nimmt. Jeder Cubikfuß Grünmalz bedarf daher we
nigstens 4 Quadratfuß Fläche der Malztenne. Um die Beete
herum muß ein schmaler Gang bleiben.
Beim Malzen erleidet die Gerste einen Gewichtsverlust;
er beträgt etwa 3 pCt. Dagegen hat sie ein viel größeres Vo
lumen angenommen, wozu auch die Malzkeime mit beitragen.
Grünmalz hat ein Volumen von 1.75 bis das Zweifache von
dem der Gerste.
Beim Keimen erleidet die Gerste gewisse Veränderungen und
findet dabei folgender chemische Proceß Statt. Behufs des Kei
mens ist- Berührung des keimenden Samens mit der atmosphä
rischen Luft nothwendig. Während desselben wird Sauerstoff
gas aus der Luft verschluckt und dafür ein gleiches Maß kohlen
saures Gas entbunden. Auch eine riechende, flüchtige Substanz
wird gebildet. Der Kleber der Gerste verändert sich zum gro
ßen Theil, er erhält modificirte Eigenschaften; aus einem Theil
des Stärkmehls bildet sich dabei Gummi und Zucker. Das meh-
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