38
Von kr Wärme.
Die Wärme ist für den Zymotechniker in doppelter Bezie
hung von großer Wichtigkeit: einmal, weil er sie bei Ausfüh
rung seiner Processe häufig und auf verschiedene Art benützt,
das andere Mal, weil sie sich bei den von ihm unternommenen
Processen selbst erzeugt, darauf wesentlichen Einfluß nimmt und
über den Verlauf und guten Erfolg derselben Aufschluß gibt.
Er muß daher die Art, Wärme zu erzeugen und sie zur Er
hitzung zu benützen, die Eigenschaften und Wirkungen derselben,
ihr Verhalten gegen die ponderablen Stoffe, so wie die Art
und Weise, sowohl ihre Intensität als Quantität zu bestimmen
und zu beurtheilen, genau kennen. Es kann aber hier nur
dasjenige von der Wärme in Erinnerung gebracht werden, was
für den Zymotechniker besonders wichtig ist; ein vollständiger
Unterricht über dieselbe muß in physikalischen Schriften gesucht
werden.
Die Wärme übt drei Hauptwirkungen auf die Körper aus,
und zwar:
») durchdringt sie alle Körper und erwärmt sie dadurch;
d) dehnt sie alle Körper aus, und
e) ändert sie die Aggregatsform derselben.
Bei der folgenden Betrachtung dieser Wirkungen der Wärme
werden wir uns nicht an die hier gegebene Ordnung derselben
binden, sondern sie in der Art abhandeln, wie es uns scheint,
daß sie am verständlichsten sein dürfte.
Was man unter Wärme und Wärmestoff versteht, wird
als bekannt vorausgesetzt.
Ausdehnung der Körper durch die Wärme.
Die Wärme dehnt (mit wenigen Ausnahmen, die eine an
dere Erklärung zulassen) alle Körper aus; wenn der erwärmte
und dadurch ausgedehnte Körper abkühlt, so nimmt er sein
voriges Volumen wieder an. Diese Ausdehnung ist bei gas
förmigen Körpern am größten, kleiner bei tropfbarflüssigen und
am kleinsten bei den starren Körpern. Auch unter einander
zeigen Körper von gleicher Aggregatsform, aber von un
gleicher Art eine verschiedene Ausdehnung für denselben Tem