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b) Wird dieselbe sehr leicht sauer. Mau erinnere sich dabei,
daß eine wässerige Lösung des Diastas, was eine derlei Würze
mit ist, die Eigenschaft besitzt, sauer zu werden.
o) Bewirkt die gegohrene Flüssigkeit, genossen, leicht krank
hafte Zustände, Blähungen, Durchfall, indem es scheint, daß
sie ihren Gährungsproceß bei der Erwärmung im Magen noch
fortsetzt.
Diesen Übelständen begegnet man erfahrungsmäßig durch
das Kochen der klaren Würze, wobei sie gewisse Veränderungen
erleidet, wodurch die obigen Unfälle und Nachtheile beseitigt
werden. Da man endlich — höchst wahrscheinlich in der Absicht,
dem Getränke einen aromatischen Geschmack zu geben und zugleich
den fade süßlichen Geschmack desselben zu beseitigen oder durch
einen andern hervorragenden zu verdecken — der Würze den
gewürzig bittern Hopfen zusetzte, um denselben zu extrahiren
und einige seiner Bestandtheile in das Bier zu bringen, so ver
band man mit dem genannten Kochen der Würze zugleich die
Extraction des Hopfens — eine Operation, welche man auch
das Hopfen der Würze oder das Hopfen halten nennt.
Warum gerade der Hopfen ursprünglich für diesen Zweck
gewählt wurde, darüber liegen keine Nachrichten vor; allein es
ist höchst wahrscheinlich, daß man mehre aromatische und bittere
Pflanzenstoffe dazu versuchte, und unter diesen endlich dem
Hopfen, welcher beide gewünschte Eigenschaften, Aroma und
Bitterkeit in sich vereinigte, den Vorzug gab. Indeß hatte auch
der Gebrauch des Hopfens zur Biererzeugung manche Schwie
rigkeit zu überwinden, ehe er zu der allgemeinen Anwendung
kam, in der er sich gegenwärtig dabei befindet.
In Italien (?) sollen die ersten Versuche, dem Biere Hopfen
zuzusetzen, gemacht und in Deutschland soll er im neunten Jahr
hundert schon häufig zum Bierbrauen angewendet worden sein;
in Sachsen, Schlesien und Böhmen wurde der Hopfenban zuerst
mit Erfolg betrieben. Um Magdeburg wurde er um das Jahr
1070 stark gebaut. Berühmt waren im eilften und zwölften
Jahrhundert die Hopfenbiere der Mark, und gingen sehr stark
nach England. Im neunten und zehnten Jahrhundert nahm man
ihn in Frankreich, im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts in
den Niederlanden und erst in der zweiten Hälfte des fünfzehnten
Jahrhunderts in England zum Biere. Heinrich VI. verbot in
England seinen Anbau und Heinrich VIII. (1509) seinen Ge-