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brauch zum Biere. Mau hielt den Zusatz des Hopfens in Eng
land Anfangs für eine Verfälschung des Biers, gegenwärtig
hält man denselben allgemein für eine Nothwendigkeit. Im sieb
zehnten Jahrhundert wurde in England schon sehr viel Hopfen
gebaut. In Schweden wurde früher Post (Poüum palustro)
dem Biere zugesetzt, was von Carl IX. streng verboten wurde.
In Deutschland hat sich vorzüglich der Hopfen aus mehren
Gegenden von Böhmen (Saaz, Auscha, Falkenau u. s. w.),
Baiern (Spalt) und Braunschweig seiner Güte wegen be
rühmt gemacht.
Die Zwecke, welche man durch das Kochen der Würze zu
erreichen sucht, sind folgende:
1) Die Eigenschaft des Diastas, welches in der Würze in
wässeriger Lösung enthalten ist, sauer zu werden, der Art zu
verändern, daß diese Fähigkeit vermindert, wo nicht ganz auf
gehoben wird, wobei dasselbe zugleich seine zuckerbildende Wir
kung auf das Stärkmehl und Dextringummi gänzlich einbüßt.
2) Das in der Würze enthaltene aufgelöste Albumin zu
coaguliren, niederzuschlagen, und dadurch aus der Würze zu
entfernen.
2) Den dabei zugesetzten Hopfen zu extrahiren, wobei der
selbe durch seinen Gehalt an ätherischem Hopfenöl und Harz
wesentlich zur Haltbarkeit der Biere beiträgt.
Nebenbei wird aber auch
4) die Würze, je uach der Dauer des Kochens und nach
der Größe der Feuerfläche der dazu gebrauchten Kochgeräthschaft,
durch Verdampfung eines Theils des Wassers mehr oder weniger
concentrirt und gebräunt.
Eine fortgesetzte Zuckerbildung, wie früherer Zeit geglaubt
wurde, findet beim Kochen der Würze nicht mehr Statt; im
Gegentheil wird die zuckerbildende Kraft des Diastas dadurch
vernichtet, und wenn die Würze, durch mitgerissene Stärkmehl-
Tegumente und Malztheilchen getrübt, in die Braupfanne zum
Kochen gebracht wurde, löst sich beim Kochen derselben etwas
Stärkmehl davon zu Kleister auf, und die Würze reagirt nun
nach dem Kochen mit Jodtinktur weiuroth oder violett, was
fehlerhaft ist, weil ein aus solcher Würze erzeugtes Bier sich
nicht gut klärt und leichter sauer wird.
Diejenige Operation daher, welche, nachdem das Meischen
und die Zucker- und Gummibildung vollendet, dadurch die süße,