Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und practisch dargestellt (1. Band, 2. Theil)

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pressen des Hopfens mit Wasser erhaltene Flüssigkeit dampfte 
er, ohne sie zu kochen, zuletzt im WasserLade zur Dicke eines 
weichen Extractes ein, und setzte es ganz mit 100 Gran des 
Hopfenöls der stellfähigen Würze zu, auf welche sonst 25 U 
Hopfen gekommen wären. Gehlen versichert, daß das so er 
haltene Bier nach dem gehörigen Abliegen dieselbe Güte und 
Beschaffenheit wie sonst hatte, wozu jedoch bemerkt werden muß, 
daß dabei Untergährung bei niederer Temperatur angewendet 
wurde. Dieser von Gehlen im großen Maßstabe gemachte, 
angeblich gelungene Versuch fand keine Folge, trotzdem daß 
diese Vorschläge von Zeit zu Zeit erneuert und an mehren Orten 
selbst Hopfenextract bereitet und in den Handel gebracht wurde. 
Der gesunde praktische Sinn der Bierbrauer hat hierüber 
entschieden, indem sie in dem Vorschlage weder eine Verbesserung 
des Brauprocesses, noch einen Gewinn für .das Brauwesen zu 
erkennen vermochten; denn 
1) müßte der Bierbrauer sich das Hopfenextract sowohl 
als das Hopfenöl aus dem Hopfen selbst bereiten, um vor jeder 
Verfälschung derselben sicher zu sein. Dazu würde aber ein 
bedeutender Apparat erfordert, um mit der Extraction eines 
großen Quantums Hopfen in kurzer Zeit fertig zu werden, wo 
durch das Bier offenbar vertheuert würde. 
2) Könnten weder das Hopfenextract noch das Hopfenöl 
Handelsartikel werden, weil sie zu sehr der Verfälschung mit 
andern wohlfeilen Extracten und Ölen unterliegen und es offen 
bar an Vertrauen der Bierbrauer zu dieser Handelswaare feh 
len würde. Auch könnte der Bierbrauer dann weniger für die 
Qualität des Bieres einstehen. 
3) Würde der Bierbrauer, wenn er diese beiden Products 
durch den Handel beziehen wollte, weder von dem Hopfenpro 
ducenten noch von den Schwankungen im Hopfenpreise und in 
der Hopfenernte unabhängig, weil dann die Vortheile, welche 
gegenwärtig dabei dem Hopfenhändler zufallen, sich auf den 
Hopfenextracthändler übertragen würden, der sicher nicht verab 
säumen möchte, sich die Conjuncturen in der Hopfenernte zu 
Nutzen zu machen. 
Daraus geht denn hervor, daß diese von der Bereitung 
des Hopfenextractes und Hopfenöls aus dem Hopfen erwarteten 
Vortheile nur aus Kurzsichtigkeit eingebildete sind, 
und daß sie sich in der Praxis niemals bewähren werden. Aber
	        
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