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größer» Theils des in der Würze enthaltenen Dextrinzuckers
Statt. Die hierauf nur langsam fortschreitende Gährung aber
nennt man die Nachgährung, während welcher das gegohrene
Bier klar und genießbar wird. Sowohl bei der Hauptgährung
als bei der Nachgährung setzt sich ein Theil der neu gebildeten
Hefe auch am Boden der Gefäße ab, und diese Hefe nennt man
zur Unterscheidung von der nach Oben gehobenen Hefe Boden
hefe; bei der Obergährung in Fässern nennt man sie insbeson-
ders Faßgeläger. Die Bodenhefe ist gröber und weniger
klebrig als die Oberhefe; sie bewirkt aber, einer Malzwürze bei
10—20° R. Temperatur zugesetzt, wieder Obergährung derselben.
Die bei 6 bis 8 " R. Temperatur erfolgende Selbstgährung,
besonders der ungekochten und Malz-Getreide-Bierwürzen, ist
eine Unter gährung; es wird dabei nur einerlei Art von
Hefe, Unterhefe, gebildet, die sich am Boden der Gefäße ab
lagert.
Wenn man der ebenso weit abgekühlten Bierwürze Wein
hefe oder Vierunterhefe zusetzt, so entsteht wieder Untergährnng
derselben, bei welcher bloß Unterhefe gebildet wird. Aber auch
die Oberhefe läßt sich allmählig in Unterhefe ver
wandeln. Wenn mau nämlich der bis 8 ° R. abgekühlten Bier
würze Oberhefe zusetzt, so kommt sie zwar auch in Gährung,
aber diese Obergährung bei niedrigerer Temperatur unterscheidet
sich in mehren Erscheinungen wesentlich von jener bei höherer
Temperatur. Sie verläuft nämlich viel langsamer je uaäu der
Menge der angewendeten Hefe, in der doppelten oder dreifachen
Zeit; das kohlensaure Gas entwickelt sich nicht so rasch und in
kleinern Bläschen; es wird deßhalb weniger Hefe nach Oben
gehoben, es wird mehr Boden Hefe abgesetzt.
Wenn man die so erzeugte Vodenhefe (das Faßgeläger) bei
derselben niedrigen Temperatur einer neuen Portion Bierwürze
zusetzt, so wird bei der nun entstehenden Gährung noch weniger
Oberhefe, dagegen wieder mehr Bodenhefe erzeugt, und wenn
mit dieser Bodenhefe jene Gährungsweise noch einmal wiederholt
wird, so entsteht endlich keine Oberhefe, mehr; alle neu gebil
dete Hefe setzt sich am Boden ab, es wird nun bloß Unterhefe
erzeugt, die Obergährung ist allmählig in Untergährnng über
gegangen. Mit Unterhefe kaun man bei höherer Temperatur
der Würze wohl Gährung derselben, aber keine Obergährung
bewirken, die ein brauchbares, haltbares Vier liefert.