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Regeln und Vorschriften des Verfahrens, aus Getreide Bier zu
erzeugen; er ist allein darauf beschränkt, vom Zufalle beherrscht,
und jedes Ereigniß in seinem Gewerbsbetriebe, daß außerhalb
der Grenzen seines empirischen Wissens liegt, muß ihn in Ver
legenheit setzen, und ist geeignet, Mißlingen und Verderbniß
seines Productes zu bewirken.
Der mit den nöthigen wissenschaftlichen Kenntnissen ausge
rüstete und auch die practische Fertigkeit besitzende Bierbrauer,
welcher die wahre Ursache jeder Erscheinung, die sich ihm bei
seinen Arbeiten zeigt, anzugeben und auf den richtigen Grund
zurückzuführen weiß, wird niemals in Verlegenheit gerathen; er
wird die Mittel kennen, dem Fehler vorzubeugen, und wenn er
eingetreten sein sollte, ihn zu verbessern, dadurch sein Verfahren
auf Grundsätze zurückführen und einen sichern Erfolg seiner Ar
beiten, so wie die Erzeugung eines immer guten Productes er
zwingen. Es ist daher angezeigt und dringend nöthig, die Em
pirie ans dem Gewerbe der Bierbrauerei zu verbannen, dagegen
aber Wissenschaft und Grundsätze in dasselbe einzuführen.
Cintheilung der Bierbrauerei.
Die Kunst Bier zu brauen, daher auch die Wissenschaft der
Bierbrauerei zerfällt nach den dabei vorkommenden Haupt-Ope
rationen in mehre Abtheilungen, die der Reihe nach vorgenom
men werden, mit dem gemalzten und rohen Getreide, von dem
Augenblicke seiner Anwendung an bis zu dem Zeitpuncte seiner
erfolgten Umwandlung in fertiges Bier. Diese Operationen sind
in der Hauptsache folgende:
1 . Die Auswahl und Vorbereitung des Malzes und Ge
treides zur Biererzeugung, oder das Ertrahiren Malzen und
Schroten desselben.
2. Die Erzeugung einer zuckerhaltigen, gährungsfähigen
Flüssigkeit aus demselben (der Bierwürze analog dem Weinmost),
oder der eigentliche Branproceß.
3. Die Umwandlung der süßen Malz- und Getreidewürze
in ein alkoholhaltiges Getränk — in Bier — durch den Gähr-
proceß.
4. Die Aufbewahrung, Pstege und Wartung des Biers.
Jede dieser 4 Haupt-Abtheilungen der Bierbrauerei zerfällt