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Processe unterworfen wird, ist in zweierlei Beziehung verschie
den, und zwar:
1) nach Art der dazu verwendeten Gefäße;
2) nach Art der vorgenommenen Gährungsweise und dazu
gebrauchten Hefe.
Zn ersterer Beziehung wird die mit der vorbereiteten Hefe
versetzte Würze entweder in großen, offenen Gefäßen, in Gäbr-
bottichen oder in Gährtonnen der Gährung unterworfen und das
Zungbier erst nach vollendeter Hauptzährung in die Lagerfäffer
gefüllt (Bottichzährung), oder man läßt die mit Hefe versetzte
Würze in den Bierfässern selbst ausgähren (Faß- oder Spund-
gahrung).
In der zweiten Beziehung ist die Gährnng entweder eine
Obergährung bei mittlerer Temperatur der Würze von 10 bis
16° R. und nur ausnahmsweise bei noch höherer Temperatur
mit Oberhefe unternommen, oder sie ist eine Untergährung bei
niedrigerer Temperatur der Würze von 5 bis 8° R. mittelst
Unterhefe bewirkt. In Bottichen kann sowohl Obergährung mit
Oberhefe, als Untergährung mit Unterhefe vorgenommen wer
den. In Fässern wird nur die Obergährung vorgenommen,
wobei die neu gebildete Oberhefe durch das offene Spundloch
ausgestoßen wird.
Die Verschiedenheit im Verfahren bei Vornahme der Bier-
gährung begründet natürlich auch Modificationen beim Abkühlen
der Würze und beim Stellen derselben mit Hefe. Die Unter
gährung setzt eine Abkühlung der Würze bis wenigstens 8° R.
Temperatur und ebenso eine niedrigere Temperatur des Gäh-
rungslocals voraus, und ist deßhalb ohne besondere künstliche
Mitwirkung nur in der kältern Jahreszeit vom Spätherbst an
bis zum Beginne des Frühjahrs (vom Anfange des Monats
November bis Ende des Monats April) ausführbar. Außer
dem könnte man sie bei künstlicher Kühlung der Wür
zen in kühlen Kellern auch in der wärmeren Jahreszeit
vornehmen. In Baiern und da, wo die baierische Vranmethode
cultivirt wird, besteht daher der Gebrauch, nur von Michaelis
bis Georgi zu brauen und in dieser Zeit nicht nur den laufen
den Bedarf (Winterbier), sondern auch den erforderlichen Be
darf für den Sommer (Sommerbier) zu erzeugen. Da die
letzteren Biere länger ausdauern müssen, so ist für sie eine stär
kere Schüttung bestimmt als für die Wiuterbiere, die bald nach
Balling'S AährungSchemie. I. 2. Iß