250
Gährungslocales je nach Erforderniß um einige Grade erhöhen
oder erniedrigen zu können, um dadurch die bei der Gährung
vorkommenden Zufälle zu beherrschen. Deßhalb wird bei uns
im Winter (für die Obergährung) die Gährkammer geheizt. Um
die Temperatur der gährenden Würze zu erniedrigen, nimmt
man die Oberhefe auch vor beendigter Gährung ab u. dgl.
Wenn das erzeugte Jungbier aus den Gährbottichen in
die Lagerfässer abgezogen (gefaßt) wird, muß dasselbe zuvor
mit der Bodenhefe aufgerührt werden. Es setzt dann in den
Lagerfässern wegen des zurückgebliebenen Ferments noch längere
Zeit die langsame oder Nachgährung fort. Die Spundöffnung
der ganz vollgefüllten Fässer wird daher noch einige Tage offen
gelassen, damit die während der Nachgährung gebildete Hefe
durch dieselbe vollends ansgestoßen werde, und da dieser Hefen-
ausstoß nur aus ganz vollgefüllten Fässern erfolgen kann, so
müssen dieselben, so lange er dauert, mit Bier von derselben
Art (mit dem Füllbier) fortwährend aufgefüllt und dürfen wäh
rend dieser Zeit nicht verspundet werden, weil sonst die ausge
schiedene Oberhefe in dem Viere verbleibt und dessen Qualität
so wie feine Haltbarkeit gefährdet. Hört dieser Hefenausstoß
endlich, je nach der Temperatur, der Beschaffenheit des Jung
biers und nach dem schon bei der Hauptgährung erlittenen Ver-
gährungsgrade, in mehren oder wenigern Tagen ans, ist an die
Stelle der Hefe im Spundloch ein iveißer Schaum (die Blüthe)
getreten, hat sich die Nachgährung dabei allmälig im kühlen
Keller in eine Untergährung verwandelt, so wird das Faß An
fangs locker und später fest zugespundet, nachdem das Spund
loch vorher von der daran angesetzten Oberhefe gut gereinigt
worden ist. Dieses Verspunden der Bierfässer darf nicht zu früh
geschehen und bedingt in diesem Falle zwei Ubelstände, nämlich:
1) daß die nach Oben gehobene schmierige Oberhefe sich,
da sie nicht ausgestoßen werden kann, an der obern Innenwand
des Fasses anlegt, mit dem Biere in Berührung bleibt, endlich
in dasselbe herab sinkt, es trübt und ihm den eigenen, Hefenbit
tern Geschmack ertheilt, was seiner Güte und Klarheit Ein
trag thut;
2) daß das sich noch in beträchtlicher Menge entwickelnde
kohlensaure Gas gewaltsam in der gährenden Flüssigkeit — dem
Jungbier — zurückgehalten wird und sich endlich so anhäuft^
daß dadurch nicht selten die Reifen des Fasses gesprengt, die