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enger als unten. Es ist eine vorgefaßte Meinung, wenn man
glaubt, daß die Gährbottiche für die Untergährung flach oder
weit sein müssen. Seit der Erscheinung von Liebig's Gäh-
rungstheorie ist dieß eine stereotype Redensart der Schriftsteller
über Bierbrauerei geworden.
Die gehörig gekühlte Würze (6 — 8° R.) wird in der zu5
kommenden Quantität in die Gahrbottiche gefüllt, die nach Tem
peratur und Quantität bestimmte Menge vorbereiteter Unterhefe
(Unterzeug) dazu gebracht und gut eingerührt. Bei der nun
eintretenden ersten und zweiten Gährungsperiode zeigen sich die
selben äußern Gährnngserscheinungen wie bei der Obergährung,
nämlich die Schaumdecke in der ersten und die Schaumkräusen
in der zweiten Periode, nur daß sie wegen der niedrigern Tem
peratur und des dadurch bedingten langsamern Gährungsver-
laufes längere Zeit andauern; der Schanmberg erhebt sich min
der hoch als bei der Obergährung; die Bewegung auf der
Oberfläche ist minder heftig, das kohlensaure Gas entwickelt sich
langsamer und in kle i n ern Bläschen, welche' die schweren He
fenflocken nicht emporzuheben vermögen; die Krausen stehen fast
ruhig; sie fallen endlich zusammen und zerfließen, die Schaum
decke ebnet sich aus, wird großblasiger in dem Maße, als die
Flüssigkeit weniger schleimig wird, und verliert sich nach und
nach bis auf eine dünne Schichte, auf welcher einige Partien braune
Flocken (Hopfenharzflocken) liegen, die man fälschlich für oxy-
dirten Hefenschaum hält. Diese Periode ist die Hefengährung
und die Beendigung der Hauptgährnng. Die Temperatur der
Jährenden Würze steigt dabei um nicht so viele Grade als bei
der Obergährung, welcher Umstand mit zur länger» Haltbarkeit
der untergährigen Biere beiträgt. Sie sind nach beendigter
Hauptgährung schon oft so weit geklärt, daß man sie trinken
kann. Da sich die Beendigung der Hauptgährung bei der Un-
tergährung ans den äußern Erscheinungen nicht so gut erkennen
läßt, als bei der Obergährung, so ist es sehr nützlich, sich dabei
des Sacharometers zu bedienen, und längstens dann, wenn
die Sacharometer-Anzeige des gegohrenen Biers,
mithin d i e A t t e n n a t i o u scheinbar stationär bleibt,
die Hauptgährung als beendet anzusehen und zum Fassen des
Jungbiers zu schreiten. Es ist jedoch nützlich, das Fassen des
Jungbiers etwas früher vorzunehmen, nämlich schon, wenn
der scheinbare Vergährungsgrad etwa 0.5 bis 0.6 geworden