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oder wenn die Würze durch die Gährung etwas über die Halste
attenuirt ist. Das Jungbier wird in diesem Falle, wie die prak
tischen Brauer sich ausdrücken, noch ziemlich grün gefaßt, und
es bleibt eine größere Menge von Zucker in demselben zur Zer
setzung für die Nachgährung übrig, was eben dazu beiträgt,
diese zu verlängern, um das Bier zu Lagerbier geeignet zu machen.
Herr Franz W a n k a, einer der unterrichtetsten Bierbrauer Prags,
bedient sich schon seit einer Reihe von Jahren des Sacharometers
nach meiner Anleitung mit vielem Vortheile zur Beurtheilung
des Verlaufes der Untergährung bei dem von ihm in beträcht
licher Menge erzeugten Unterhefenbiere, während ihm früher
häufig Erscheinungen vorgekommen sind, die ihn in Bezug auf
die Bestimmung des richtigen Zeitpunctes zum Fassen des Jung
biers in Zweifel und Ungewißheit ließen.
Nach richtig erkanntem Zeitpuncte zieht man daher das
Jungbier Behufs der nun eintretenden Nachgährung in die
Lagerfässer ab, wobei man dieselben mit einerlei Bier auffüllen
oder auch die Biere von mehren Suden darin vermischen kann,
um, wenn die Biere ungleich sein sollten, ein gleichartiges Bier
zu erhalten. Nach dem Abziehen des Biers findet man am
Boden des Gährbottichs die gelbbräunliche Unterhefe, welche
zum Theil für den nächsten Sud aufbewahrt, theils verkauft
wird. Sie taugt ebensowohl als Ferment für Mehl
teig, wie als F e r m e n t zur Gährung der Bräunt-
weinmeische und Runkelrübenzucker-Melasse.
Die Untergährung erfordert zur Beendigung, je nach der
Temperatur der Würze, gewöhnlich 6 bis 8 Tage; sie geht
daher langsamer vor sich als die Obergährung bei 12—15° R.
Temperatur, und wegen der niedrigern Temperatur bleibt nach
der Hauptgährung mehr kohlensaures Gas in dem Biere; es
wird mit dem entweichenden kohlensauren Gase weniger Alkohol
dampf fortgeführt und wegen der niedrigern Temperatur der
gährenden Würze sowohl als des Locals theils weniger Alkohol
verdünstet, theils weniger davon in Essigsaure verwandelt. Diese
Umstände bedingen eine bessere Dualität und länger dauernde
Haltbarkeit dieser Biere, wozu die Anwendung einer größeren
Menge Hopfen bei der Erzeugung ebenfalls beiträgt. Das La
gern in kühlen Kellern vervollständigt sie.
In den Schriften und Abhandlungen über Bierbrauerei
und Biergährung findet man oft angegeben, daß die Unterhefe