Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und practisch dargestellt (1. Band, 2. Theil)

207 
sicht von dem Untergährungsprocesse nicht abschrecken lassen und 
ihre Gährbottiche, auch wenn sie etwas höher sein sollten, bei 
behalten. Sie werden damit ein ebenso gutes, haltbares Bier 
erzeugen und dabei noch die Kosten für Anschaffung weiter 
Gährbottiche ersparen. Die weiten Gährbottiche bieten unter 
sonst gleichen Umständen den Nachtheil einer zu großen Verdun- 
stungsobersläche dar. 
Gährung der Malz-Getreidewürzen. 
In Teutschland, England, Frankreich u. s. w. werden, so 
viel bekannt ist, nur gemalzte Getreidearten zum Bierbrauen 
verwendet, in Belgien dagegen gebraucht man dazu auch rohe 
Getreidearten. Die aus Gerstenmalz, rohem Weizen, Gerste, 
Hafer, Mais und Reiß bereiteten gehopften und gekochten Wür 
zen sind ebenso gährungsfähig wie die bloßen Malzwürzen, 
und verhalten sich bei allen Gährungsweisen diesen gleich, da 
her hierüber nichts Besonderes zu bemerken ist. Sie erleiden 
dabei auch die gewünschte Attenuation, indem die Biere aus 
Würzen von 12 pCt. Extractgehalt nach der Hauptgährung 
nur 4 — 5 pCt. am Sacharometer zeigen. Sie scheiden dabei 
eben so viel neu gebildete Hefe aus, wie bei gleichem Vergäh- 
rungsgrade die Gerstenmalzwürzen, und befolgen dieselben 
Attenuationsgesetze. Die erzeugten Biere selbst sind von guter 
Beschaffenheit. 
In Beziehung auf die Beschaffenheit der ausgeschiedenen 
neu gebilderen Hefe ist zwar außer der etwas dunklern Farbe 
kein äußerlicher Unterschied bemerkbar; man sollte aber glauben, 
daß, weil die Malzbierhefe aus D iastas, die Hefe aus rohen 
Getreidearten aus Mucin gebildet wird, daß sich ein Unter 
schied in derselben zeigen könnte, der aber bis jetzt weder wahr 
genommen noch durch eine vergleichende Elementar-Analyse dar- 
gethan worden. 
Nach der Hauptgährung sind die Biere halbklar, und er 
reichen bei der Obergährung ihre vollkommene Klarheit nach 
mehrmaligem Umwälzen der Fässer und Aufrühren der Boden 
hefe zur Erkräftigung der Nachgährung in 2 bis 3 Wochen, 
bei Anwendung gedarrter Gerste schon in einer Woche, weßhalb 
diese besonders die Klärung des Biers zu befördern scheint. 
Diese Biere werden ebenfalls um so besser, je länger sie ablie-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.