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Die Selbstgährung der Malzgetreidewürzen.
Von der Selbstgährung der Bierwürzen wird gegenwärtig
nur in Belgien bei der Erzeugung einiger Localbiere (z. B.
in Brüssel bei der des Lambik) Gebrauch gemacht; aber nir
gends scheint noch so viel Schwankendes und Jrrationelles im
ganzen Brauverfahren zu herrschen, als eben in Belgien, ob
wohl Einige (z. B. Vrancken in seiner Preisschrift über die
belgischen Biere) diese zu den besten zahlen und auch dem ganz
rohen belgischen Meischverfahren das Wort reden. Die belgi
schen Biere haben offenbar etwas Eigenthümliches, und dieses
verdanken sie theils den zu ihrer Erzeugung verwendeten Ma
terialien (Gerstenmalz, Weizen, Spelt, Hafer, Gerste [?], selten
Roggenmalz,) theils der dabei befolgten Methode. Der Zusatz
von viel Hafer bedingt immer die Erzeugung eines trüben Biers;
die Anwendung der übrigen Getreidearten im rohen Zustande
habe ich schon früher aus Gründen und nach aus eigenen dar
über angestellten Versuchen gemachten Erfahrungen gebilligt,
und es ist leicht begreiflich, daß man nach Art und Menge des
gebrauchten Gerstenmalzes und der verwendeten rohen Getreide
arten, dann nach dem sonstigen Branverfahren, dem Hopfenzu-
satze, nach der Concentration der Würzen, der Gährungsart
und nach dem erfolgten Vergährungsgrade die mannichfaltigsten
Biersorten zu erzeugen im Stande sein wird, wie dieß in der
That in Belgien der Fall ist.
Uber die Erzeugung und Beschaffenheit der belgischen Biere
haben wir noch sehr unvollkommene Kenntnisse, welche selbst
Vrancken mit seiner Preisschrift, die sich vornehmlich über
Localeinflüffe auf die Beschaffenheit der Biere verbreitet, nicht
wesentlich vermehrt hat; denn wir erfahren daraus wohl, aus
welchen Materialien in jeder wichtigern Stadt Belgiens Vier
erzeugt und wie im Allgemeinen bei der Bereitung der Würze,
beim Würzekochen und beim Gähren verfahren wird, allein
welchen Extractgehalt die Würze zu jeder Biersorte hat, wie
weit die Biere bei der Hauptgährung und bei der Nachgährung
vergähren und welche Mischung sie demzufolge besitzen, das
erfahren wir in dieser Schrift nicht, und doch würde uns dieß
über die eigenthümliche Beschaffenheit dieser Biere den wesent
lichen Aufschluß geben.
Hier haben wir vorzüglich nur die Selbstgährung zu be-
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