Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und practisch dargestellt (1. Band, 2. Theil)

aber auch welches von der stärksten Sorte geben, das 15 Jahre 
alt und (tu Flaschen) gut erhalten ist. 
Manche Bierbrauer ziehen eine noch stärkere Würze als 
die zu Lambik, und erhalten ein Bier, welches sie Starkbier 
nennen. Diese Biersorte ist es wohl, welche sich am längsten 
aufbewahren läßt; aber überall wurde es versäumt, nach dem 
ursprünglichen Extractgehalte der Würzen zu forschen, woraus 
diese Biere erzeugt wurden, und den Vergährungsgrad anzugeben, 
den sie gewöhnlich erleiden. Man scheint sich in Belgien selbst 
nicht sonderlich darum zu bekümmern. 
Die in der Stadt Löwen gebrauten Biere sind obergährige. 
Nach erfolgter Abkühlung der mit Hopfen gekochten Würzen 
werden sie mit Oberhefe versetzt und in kleinen, offenen Botti 
chen von beiläufig 2 Hectolitres Inhalt wie gewöhnlich gegohren, 
das Jungbier nach der Hanptgährung gefaßt und in den Keller 
eingelagert, wobei es die bei der nun eintretenden Nachgährung 
neu gebildete Hefe durch das offene Spundloch ausstößt. Diese 
Hefe wird gesammelt, indem man über die Spundöffnung einen 
etwa 4 Zoll hohen Siebreifen aufsetzt, welcher indessen das 
Herabfließen der Hefe an den Seiten der Fässer nicht ganz zu 
verhindern vermag, was Ursache der großen Unreinlichkeit in 
den dortigen Kellern ist. 
Nach 3 Wochen werden solche Biere ausgeschänkt. 
Das Faro verliert durch das Lagern nicht ganz seinen 
herben Geschmack; es scheint zwar leicht zu fein, ist aber doch 
und besonders das alte sehr berauschend, mithin gut vergohren. 
Es wäre mit dem bairischen Lagerbier in Parallele zu stellen. 
Das Löwener Bier ist ein Weißbier; es bleibt sehr lange 
trübe, wird aber in diesem Zustande doch überall im Lande ge 
trunken. Mit der Zeit klärt es sich, schmeckt süßlicher als Faro, 
ziemlich angenehm, aber bei Weitem weniger angenehm, als un 
sere gewöhnlichen Gerstenmalz-Oberhefenbiere, mit denen es in 
Parallele gestellt werden muß. 
Was deu Geschmack der belgischen Biere überhaupt betrifft, 
so müsse man an den Genuß dieser Biere gewohnt 
s e i n, u m s i e g u t und a n g e n e h m z u finde n." 
Aus der vorstehenden kurzen Darstellung des belgischen 
Brauverfahrens ist nun ersichtlich, daß es keineswegs etwas 
Vollkommenes ist und daß daran wesentlich verbessert 
werden kann, wie dieß aus den Resultaten der von mir
	        
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