Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und practisch dargestellt (1. Band, 2. Theil)

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wendig ist, um ein gutes Resultat, ein gutes sich schneller klä 
rendes Bier zu erzielen. 
Daraus folgt von selbst der Vorzug der Gährung bei 
niedrigerer vor jener bei höherer Temperatur, weil bei ersterer 
die Hefe längere Zeit in der Flüssigkeit verweilt, bevor sie 
ausgeftoßen wird. — 
Deßhalb ist das Hefenabseihebier immer besser vergohren 
als das Hauptbier, weil es zur besseren Ausbildung einer gro 
ßen Hefenmasse gedient hat; deßhalb ist die Untergährung die 
einzige rationelle; die Oberhefe (Sommerhefe) ist eine Treib 
hauspflanze. Die Untergährung ist die naturgemäße, die bei 
der natürlichen Selbstgährung der süßen Pflanzensäfte erfol 
gende. — 
Wird diese Ansicht von der Natur der Hefe festgehalten, 
so lasten sich darnach wohl die meisten Erscheinungen und bis 
herigen scheinbaren Anomalien bei der Gährung erklären. 
Die Bodenhefe scheint vorzüglich auch die Zellen der Sa 
menhefe zu enthalten. — 
Nach Obigem läßt sich auch erklären, warum Malzkartoffel- 
stärkmehlwürzen durch Untergährung bester vergähren als durch 
Obergährung —, weil die Hefenausbildnng bei ersterer beför 
dert wird. — Es wäre hiernach zu versuchen, ob ein langsames 
ununterbrochenes Rühren der gährenden Flüssigkeit während 
des Verlaufes der Hauptgährung, um die Hefe an der Abson 
derung zu hindern, nicht ein besseres Gährungsresultat bedingte, 
was vorzüglich für die Gährung der Branntweinmeische von 
Wichtigkeit wäre, nachdem die Erfahrung ohnedieß schon gelehrt 
hat, daß ein Einrühren der Oberhefe oder Aufrühren der Vo- 
denhefe von besserer Wirkung auf die Vergährung ist? 
Es mag noch manche Zufälligkeiten geben, welche auf die 
Klärung und Klarheit des Biers Einfluß nehmen; aber so wie 
uns überhaupt bei der gesammten Biererzeugung im Großen 
noch sehr viele richtige und gründliche Beobachtungen mit Be 
rücksichtigung aller einwirkenden Umstände fehlen, so ist dieß 
auch hier der Fall, weßhalb wir uns vorerst mit den aufge 
zählten begnügen müssen. So viel aber ist gewiß, daß man 
aus gut bereitetem Malze (mit oder ohne Anwendung von 
rohem Getreide und Kartoffel-Stärkmehl) bei richtigem Brau-, 
Kühl- und Gahrverfahren, bei gehöriger Beachtung der Rein 
lichkeit, dann sorgfältiger Wartung und Pflege immer ein voll 
kommen klares Bier erzeugen wird.
	        
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