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nun die chemische Wirkung dieses Zusatzes, so wie die Vortheile,
welche er für das Vraugeschäft und für die Qualität des Biers
bringt, erkannt sind, bleibt blos noch der Wunsch übrig, daß er
zur allgemeinen Anwendung gelange.
Als thierische Gallerte werden rein geputzte Schaf-Kälber-
und Ochsenfüsse schon gebraucht. Knochengallerte (aus frischen
Rindsknochen) würde dazu ein reines und sehr gutes Materiale
sein. Die zuzusetzende Menge derselben muß sich natürlich nach
der Größe des Hopfenzusatzes richten, durch dessen Gerbestoff
gehalt sie wieder aus der Würze gefällt und entfernt wird.
Übrigens kann diesem Zusatze durchaus nicht der Vorwurf
einer Schädlichkeit gemacht werden, wenn reine Substanzen
dazu verwendet werden, und dieß um so weniger, weil er aus
der Würze durch den Hopfen und bei der Gährnng wieder
entfernt wird. Die Oberhefe nimmt dabei eine eigene dich
tere Beschaffenheit an, sie wird specifisch schwerer, indem sie sich
in compactere Klumpen zusammenzieht. (Geronnene Hefe.)
Es wird demnach durch Anwendung der Gallerte der Ger
bestoff des Hopfens aus der Würze wieder hinweggebracht, und
dadurch die Bildung der Gallussäure in derselben vermieden,
weil nun die Substanz nicht mehr da ist, aus welcher sie sich
erzeugen könnte. Das Bier wird dadurch selbst reiner.
Was die Quantität dieses Zusatzes betrifft, so ist % Loth
weißer Leim (trockene Gallerte) oder ein Äquivalent dafür an
leimgebender Substanz auf 1 Eimer Würze (110 Kff schon von
merkbarer Wirkung, und kaun dieser Zusatz je nach der Größe
jenes des Hopfens bis auf 2 Loth Pr. Eimer vergrößert werden.
In Übereinstimmung hiermit ist das, was ich Seite 145
und 146 von der Wirkung des Hopfens auf das Bier gesagt
habe. Der Gerbestoff im Hopfen ist ein ganz untergeordneter
Bestandtheil desselben; seine wirksamsten Bestandtheile sind viel
mehr das bittere Harz und ätherische Oel.
In allen Werken über Bierbrauerei wird thier. Gallerte,
Hausenblase und dergleichen als Klärungsmittel trüber Biere
empfohlen; es ist aber weit besser, sie unmittelbar bei der Berei
tung der Würzen in obiger Art anzuwenden, weil man dann
dem Trübebleiben des Biers vorbaut. Dennoch nimmt man An
stand das. letztere zu thun oder auch nur zu sagen, in der Mei
nung dadurch als Bierfälscher zu erscheinen, während die Klä
rung des fertigen Biers damit gar nicht gescheut wird.