Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und practisch dargestellt (1. Band, 2. Theil)

354 
Der Geschmack war rein, hopfenbitter, geistig erwärmend, 
und es wurde vollkommen klar und moussirend. Die Unter- 
gährung so wie die mehre Vergährung geben daher auch hier 
das bessere Product. Das Vier war vortrefflich. Es ist nun 
schon 4 Monate alt, feurigklar, sehr moussirend und von einem 
bairischen Lagerbiere nicht verschieden. 
Aus den Resultaten dieser Versuche geht eine sehr schätz 
bare Wahrheit hervor, nämlich die, daß das Malzen der 
Gerste Behufs ihrer Anwendung zur Biererzeugung 
in Bezug auf Wohlgeschmack des Biers nicht nur 
allein zum Zwecke hat, das Diastas zu entwickeln, 
sondern,wie bereits vorn angedeutet worden, beim 
Einquellen der Gerste auch die Hülse derselben zu 
extrahiren, um die darin enthaltenen, mit Wasser 
ausziehbaren Stoffe zu entfernen. Würde das Kei 
men der Gerste eingeleitet werden, ohne dieselbe einzuweichen 
und dadurch die Hülse mit Wasser zu extrahiren, so würde das 
daraus erzeugte Bier gewiß weniger Wohlgeschmack besitzen, 
und es mag, je nachdem dieß mehr oder weniger vollständig ge 
schehen ist, darin eine weitere Ursache der oft wechselnden Be 
schaffenheit der Biere bei sonst gleichscheinendem Verfahren liegen. 
Um diese Erfahrung noch vollkommener sicherzustellen, habe 
ich zwei weitere Versuche mit absichtlich erzeugtem Gersten 
mehl aus enthülseter Gerste (Graupen) auf ganz gleiche Weise, 
wie vorn beschrieben worden, gemacht und Biere von ganz rei 
nem vortrefflichem Geschmack erhalten. Hiernach erscheint das 
Darren der geweichten Gerste minder nothwendig. 
Das Mehl der rohen Gerste wird, um das Einmeischen 
zu erleichtern und die Bildung von Klumpen zu verhindern, 
zuerst mit dem Malzschrot gemengt und dann weiter damit auf 
die bekannte Art verfahren; da hierbei jedoch ein dichteres Zu 
sammenlegen der Treber Statt findet, so wurden jedesmal 2 U 
Haferschrot als Auflockerungsmittel (auf 30 U Gemenge) zu 
gesetzt, welcher Zusatz die Klarheit deWabfließenden Würze nicht 
beeinträchtigte, aber einen vollkommenen Erfolg hatte. Die 
Würzen und Biere waren sehr klar und zeigten ohne Anwen 
dung von Malzmehl zur Hefe die gewöhnliche Vcrgährungs- 
fähigkeit der Malzwürzen von 0.60 — 0.70, mit Zusatz von 
Malzmehl einen den baierischen und belgischen Bieren gleichen 
Vergährnngsgrad von — 0.70 — 0.90.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.