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ist auffallend, daß Lüdersdorfs meine Bemühungen in die
ser Richtung nicht gekannt haben sollte.
Im Wesentlichen fand er, so wie ich, die rohen geriebenen
Kartoffeln, den entsafteten Kartoffelbrei und die gekochten Kar
toffeln dazu untauglich, und nur aus den entsafteten Kar
toffeln erzeugtes Mehl, besser aber noch reines Stärkmehl im
nassen oder trockenen Zustande dazu tauglich, worin er meine
Erfahrungen bestätigt. Zum Einmeischen wendet er, wie ich,
blasses Darrmalz und Braunmalz, letzteres des Geschmacks und
der Farbe wegen, von ersterem aber viel zu wenig, nur % vom
Stärkmehl an. Der vorgeschlagene Meischproceß ist viel zu
umständlich und durchaus nicht zu empfehlen, kann auch nicht
einmal rationell genannt werden. Ein Abziehen der Würze von
den Trebern im klaren Zustande findet nicht Statt; Lüders
dorfs gießt die Meische bloß durch ein Sieb. —
Die trübe Würze wird mit Hopfen gekocht, und dabei
ziemlich eingedickt, indem dadurch der eigenthümliche Stärkege
schmack des Biers am Besten beseitigt werde; vor der Gährung
wird der Sirup mit der erforderlichen Menge Wasser verdünnt.
Es wird ober- und untergähriges Bier zu erzeugen gelehrt.
Das erstere war aber stets sehr schlecht vergohren, indem es
nur 1 pCt. Alkohol und viel Extract enthielt. Extractgehalte
der Würzen, erfolgte Vergährungsgrade sind Nirgends ange
geben. Brauchbares ist demnach ans diesen Versuchen Nichts
hervorgegangen.
Das Werkchen von Lud ow ig, die Bierbrauerei aus Kar
toffeln, Weimar 1848, ist eine ebenso unbrauchbare Compilation.
Herr Apotheker Wilhelm Keller bietet in den von ihm
herausgegebenen sogenannten „Gemeinnützigen Erfindungen in
der Branntweinbrennerei und Bierbrauerei", 3. Jahrgang, 10.
Heft, S. 222, verschiedene von ihm erzeugte Sorten Kartoffel-
biere in Flaschen von % Quart = 3 /, 0 W. Maß Inhalt zum
Verkaufe aus, für % — l 4 / 2 Silbergroschen für die Boutcille.
Bei diesen Bieren soll der Kleber des Malzes, wovon nur wenig
angewendet wird, durch den Eiweißstoff der Kartoffeln als näh
render Bestandtheil des Biers vollständig ersetzt werden. Wie
ist es aber möglich, daß das Eiweiß aus dem Kartoffelsafte in
das Bier gelangt, wenn diese zuvor entsaftet, und wenn es auch