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Ad 3.
Rohe Gerste (Getreide) so wie Kartoffel-Stärkmehl lassen
sich sowohl bei dem üblichen Brauverfahren als bei jeder
Dampfbrauart anwenden, und es ist dieß ebenfalls kein eigenthüm
licher Vorzug der fraglichen Dampfbrauerei. Im Gegentheile
bedingt die Einmeischung des Stärkmehls in den Meischbotti-
chen wegen seines Absetzens unter den Seihrplatten Schwierig
keiten, die nur durch Aufstellung eines besondern höher stehen
den Eiumeischbottichs dafür, aus welchem die Meische nach er
folgter Auflösung des Stärkmehls erst in den Meischseihe-
bottich abzulassen ist, zu beheben sind.
Ad 4.
Das geringere Risico bei Vornahme der mit dem Dampf-
brau-Apparate gemachten kleineren Gebräue findet nur dann wirk
lich Statt, wenn mehre solcher in einem Tage vorgenommenen
kleinen Gebräue nicht in einem Zusammengußstock vereinigt, son
dern wenn jedes Gebräu für sich gefaßt und gegohren wird;
denn sonst würde sich der bei einem Gebräue begangene Fehler
auf alle übrige vertheilen und übertragen. Bei dem von mir
vorgeschlagenen fabriksmäßigen Betriebe aber ist dieses Risico
wirklich kleiner, weil täglich gebraut, aber immer nur ein klei
neres Gebräu gemacht wird, welchem der etwa begangene Feh
ler allein anhaften bleibt.
Ad 5.
Ersparung an Arbeit mithin an Personale, ferner Reinhal
tung des Locals durch zweckmäßige Aufstellung der Braugeräthe
lassen sich ebensowohl beim Brauen mit der Pfanne als bei
jenem mit dem Dampfapparate erzielen.
Aus dieser Beleuchtung ist nun zu ersehen, daß die ver
meintlichen Vortheile dieser Dampfbrauart nicht ihr bloß allein
oder eigenthümlich angehören, sondern daß sie auch bei
dem Brauverfahren mit der Pfanne bei Beobachtung
gleichen Verfahrens erreicht werden können und mit
Aufwand viel geringerer Mittel oder mit einem viel geringern
Kostenaufwande dabei zu erreichen sind, worauf dann auch die
gewöhnlichen Brauereien ohne große Vorauslagen mit dem
größten technischen und ökonomischen Vortheil werden betrieben
werden können.
Balling'S Gährungschemie. I 2.
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