Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und practisch dargestellt (1. Band, 2. Theil)

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Es ist in der That eine auffallende Erscheinung, daß man 
sogleich bereit war, bei dem Meischprocesse in der Dampfbrauerei 
die Jnfusionsmethode ohne Widerrede anzuwenden und damit, so 
zu sagen, die alte Methode des Dickmeischkochens über den Hau 
fen zu werfen, während bei dem Verfahren mit der Pfanne 
jede, auch die geringste Veränderung auf unüberwindliche Schwie 
rigkeiten stößt und von Seiten der empirischen Bierbrauer den 
hartnäckigsten Widerstand findet, als ob der Dampf das Wesen 
der Brauerei ausmachte! Es ist dieß als eine Ausgeburt der 
Jetztzeit des Dampfes zu betrachten, dem man gern Wunder 
zuschreibt und sie von ihm erwartet, unter Umständen, wo die 
Ignoranz noch dem Geheimnißkram huldigt und selbst an das 
Unmögliche glaubt, während die Wissenschaft längst das Dunkel 
aufgehellt und auch diesen Proceß in seine gesetzlichen Grenzen 
gebannt hat. 
In Prag ist vor einigen Jahren (1846) von Herrn Franz 
Wanka eine zweite, ebenfalls patentirte Dampfbraumethode 
eingeführt und seit der Zeit in Betrieb gesetzt worden, welche 
bloß indirecten Dampf anwendet, und sowohl das Meischen 
als auch die Kochung der Würze mit Hopfen, letztere ebenfalls 
in Pe c q u e u r'schen Pfannen mit Dampfheizung verrichtet. 
Diese Dampfbrauerei arbeitet in Bezug auf Brennstoff-, Zeit- 
und Arbeitsaufwand gegen die erstere mit mehr Vortheil; allein 
dieser Vortheil liegt weder blos in der Dampfanwendung, noch 
in dem befolgten Verfahren, sondern darin, daß der dabei an 
gewendete größere Dampfkessel zugleich einen Dampfbrenn- 
Apparat speist, daß damit eine Hochdruckdampfmaschine auf 
16 Pferdekräfte in Verbindung gebracht ist, mittelst welcher 
das Malzquetschwerk und das Wafferpumpwerk, eine Kartof 
felquetschmühle und eine Rübenreibe betrieben, so wie noch drei 
Mahlgänge in Umtrieb gesetzt werden, wozu ein und derselbe, 
in beständigem Feuer stehende und daher für die Brauerei be 
reits angeheizte Dampfkessel dient; dann daß zur Beheizung 
dieses Kessels nun Steinkohlen (statt Holz zur Braupfanne) ver 
wendet werden, welche im Verhältnisse ihrer Heizkraft weniger 
als dieses kosten, so daß eine solche Einrichtung sich gegen 
das veraltete Verfahren mit der Pfanne 
allerdings als vortheilhaft erweist, allein nur local und vor
	        
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