Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und practisch dargestellt (1. Band, 2. Theil)

423 
Beim Gebrauche Pecqueur'scher, mit Dampf beheizter 
Pfannen würde man nur durch ein viel längere Zeit dau 
erndes Kochen bis zu dem Zeitpuncte, wo die Coagulirung 
des Albumins und das Absetzen des Gerinnsels aus der 
Würze in Flocken gehörig erreicht ist, dasselbe erlangen können, 
was die Kochung in Pfannen über freiem Feuer in viel 
kürzerer Zeit gewahrt — ein Umstand, der mit zum Bortheil 
des von mir vorgeschlagenen Systems der Dampfbrauerei spricht, 
weil dabei die Würze im geschlossenen Braukessel über freiem 
Feuer gekocht und die davon gesperrt abgehenden Wasserdampfe 
für die Zwecke der Brauerei wieder benützt werden. 
Weiter wird bemerkt, daß die so erzeugten Dampfbiere 
schon bei der Hauptgährung besser vergähren und demnach ge 
wöhnlich etwas leichter an der Bierwage ausfallen, als die nach 
der alten Methode aus demselben Malze bereiteten. Sie be 
sitzen mithin eine schnellere Bergährungsfahigkeit, und daran 
scheint mir nicht gerade eine Beförderung des Zuckerbildungs 
processes beim Dampfmeischen Ursache zu sein, sondern wieder 
vielmehr die Kochung bei zu niedriger Temperatur der Röh 
renwände in den Pecqueur'schen Pfannen. 
Endlich wird nach dem Jnfusionsverfahren auch schon gu 
tes haltbares, untergähriges Lagerbier erzeugt, und damit prac- 
tisch widerlegt, was man bisher nicht zugeben wollte, daß dazu 
Kochung der Dickmeischen durchaus nothwendig sei. 
Das länger dauernde Dickmeischkochen ist gewisser 
maßen nur für eine Vorkochung der Würze zu betrachten, wo 
durch die Gesammtdauer des Würzekochens verlängert und dem 
zufolge Biere erzeugt werden, die sich schneller klären. Es ist 
aber offenbar einfacher und wegen des möglichen Anbrennens 
und leichten Überschäumens gefahrloser, diese längere Kochzeit 
der klaren Würze statt der dicken Meische zuzutheilen, wobei 
derselbe Erfolg erzielt, nämlich sich schneller und vollkommener 
klärende Biere erhalten werden. 
Ich wiederhole demnach hier, daß die Anwendung des 
Dampfes, welcher aus einem besondern Dampferzeuger entwi 
ckelt wird, statt des freien Feuers zu den Erhitzungen bei der 
bloßen Biererzeugung keinen Vortheil bringen kann, und daß 
demnach alle Dampfbraumethoden, welche sich darauf gründen, 
nicht nur in der Errichtung kostspieliger sind, sondern sich aus 
den angeführten Gründen auch nicht sehr verbreiten oder behaup
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.