Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und practisch dargestellt (1. Band, 2. Theil)

433 
scheu und eine Lautermeische, in Böhmen gewöhnlich drei Dick- 
meischen gekocht, um die Meische auf die zur Zuckerbildung 
geeignete Temperatur zu bringen. Die Meischportionen in Baiern 
sind der größern Branpfannen wegen auch größer als die in 
Böhmen; erstere werden längere Zeit gekocht als letztere. 
Der Grand unter dem Meischbottich ist in Baiern bedeu 
tend größer (30 Eimer) als in Böhmen (4—6 Eimer). 
Die erste Würze wird in Baiern in der Braupfanne mit 
Hopfen auf einmal längere Zeit gekocht und auf ein Kühlschiff 
entleert; in Böhmen wird sie in zwei Abtheilungen, jede eine 
kürzere Zeit gekocht und auf zwei Kühlschiffe ausgegossen. 
Der Nachguß wird in Böhmen mit der ersten Würze ge 
mischt zur Biererzengung verwendet; in Baiern geschieht dieß 
noch nicht allgemein, und es wird daraus manchmal ein Nach 
bier, als Getränk für die Haus- und Brauleute, bereitet. 
Zn Baiern kommt die Würze vom Kühlschiffe sogleich in 
die Gährbottiche (ä 20 Eimer); in Böhmen werden die Würzen 
von den drei Kühlschiffen erst im Zusammengußstock vereinigt, 
wo die Hefe zugesetzt und aus welchem die bereits mit Hefe 
versetzte Würze erst in die Fässer zur Gährung gefüllt wird. 
In Baiern wird mehr, in Böhmen weniger Hopfen ange 
wendet; in Baiern wird nur in der kältern Jahreszeit, in Böhmen 
das ganze Jahr gebraut; in Baiern werden die gehopften Wür 
zen mehr (bis 8° R.), in Böhmen weniger (bis 15° R.) gekühlt; 
in Baiern wird meist Untergährung, in Böhmen meist Ober- 
gährung angewendet; erstere geschieht in offenen Botttichen, 
letztere in Fässern, aus welchen die Oberhefe durch das offene 
Spundloch ausgestoßen wird. Bei der Untergährung wird das 
Jungbier erst zu Ende der Hauptgährung gefaßt. Das unter- 
gährige Bier ist unter sonst gleichen Umständen haltbarer als 
das obergährige. 
In gewisser Beziehung ist es ein Fehler des baierischen 
Meischverfahrens, daß zu wenig Nachwürze erzeugt, und diese 
nicht immer der ersten Würze zugefügt wird. Da aber in 
Baiern eine bedeutend größere Menge Wasser zum Meischen 
verwendet wird, was zur Folge hat, daß eine schwächere und 
weniger erste Würze in den Trebern zurückbleibt, so wird da 
durch dieser Verlust wieder etwas verringert. 
In England wird das klare Wasser vor seiner Anwen 
dung zum Bierbrauen auch nicht gekocht, sondern bloß bis zu 
Balling'S GührungSchkmik. I., 2. 28
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.