Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und practisch dargestellt (1. Band, 2. Theil)

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und ihre Verschiedenheit zu beurtheilen vermögen. Man wird 
sich dadurch vom Zufalle unabhängig machen und die Leitung 
des Gährproceffes in seine Gewalt bekommen. 
Die Empiriker werden mir einwenden: daß man seit Jahr 
hunderten Bier erzeuge, ohne diese Beobachtungen zu machen; 
daß man gutes Bier producirt, vielen Absatz gefunden habe und 
dabei wohlhabend geworden sei rc., was die gewöhnlichen Ein 
würfe der empirischen Gewerbtreibenden sind; allein dem ist zu 
entgegnen: daß die Cultur der Menschen und Gewerbe vor 
geschritten ist, daß die Zeitverhältnisse sich geändert haben, daß 
man gegenwärtig die Gewerbe mit mehr Kunstfleiß betreiben 
müsse, um einen lohnenden Gewinn festzuhalten; die Concur- 
renz ist eine größere, die Anforderungen des Publikums an 
das erzeugte Product sind.höher, der Geschmackssinn hat sich 
mit der zunehmenden Cultur verfeinert. Der menschliche Geist 
hat sich aus dem Schlamme emporgearbeitet und strebt nach 
Wahrheit und Erkenntniß. 
Das Monopol der Geheimnisse bei der Biererzeugung, 
welches die Bierbrauer bisher sorgsam zu wahren suchten, um 
sich dadurch unantastbar zu machen, ist ihnen von der Wissen 
schaft entrissen worden; Gesetzlichkeit wurde an die Stelle der 
Empirie gebracht. Das Publikum verlangt ein gutes, kräftiges 
Bier, die politischen Behörden überwachen die Qualität dessel 
ben, die Finanzbehörden sorgen für den richtigen Eingang der 
Biersteuer. 
Alle diese Umstände machen ein tieferes Eindringen in den 
Brau- und Gährproceß, eine sorgfältige Beobachtung aller vor 
kommenden Erscheinungen und Momente, eine vollständige Auf 
fassung des gesammten Biererzeugungsprocesses nothwendig. Die 
politischen Stellen controliren die Qualität, die Finanzstellen 
die Quantität des erzeugten Biers; der Brauereibesitzer contro- 
lirt seinen Brauer, der Brauer muß seine ihm untergebenen 
Dienstleute überwachen. In Vorstehendem wurden für alle 
diese Zwecke die Mittel der Überwachung in ökonomischer, tech 
nischer, politischer und finanzieller Beziehung angegeben. Was 
vor 100, selbst vor 20 Jahren vielleicht noch nicht nöthig war, 
ist es jetzt und auch möglich geworden. Es erübrigt nur, zum 
allgemeinen Nutzen davon Gebrauch zu machen. 
Ich habe die Befriedigung, anzeigen zu können, daß man 
in Böhmen bereits angefangen hat, auf einigen Dominien eine
	        
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