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Nachgährung befindet. Dieß kann nun am besten im Bierkelldr
selbst erkannt werden, so lange sich das Bier noch im Fasse be
findet; denn das jüngere Bier wird in diesem Falle noch etwas
Hefe ausstoßen und das Spundloch des Fasses daher mit Hefe
verschmiert sein, während das ältere Bier keine Hefe mehr aus
stößt (Oberhefe), sondern vielmehr im Spundloche einen feinen
weißen Schaum (die sogenannte Blüthe) zeigt. Bei Unter
hefenbieren zeigt sich jedoch diese Erscheinung nicht.
Hat man in solchen Fällen bloß kleine ausgehobene Bier-
proben vor sich, so ist diese Unterscheidung weit schwieriger;
denn alle übrige Umstände gleich angenommen (und nur unter
solchen wäre eine Vergleichung möglich), so könnte es wohl
manchmal vorkommen, daß das jüngere Bier nach mehrtägigem
Stehen in einer Flasche noch etwas Hefe aussondert; allein in
den meisten Fällen kann man auf das Resultat so lange nicht
warten, und man muß Mittel und Kennzeichen aufsuchen, mit
denen man schneller zum Ziele kommt. Davon sind mir nun
zwei bekannt, und zwar:
1 ) Das Verhalten dieser Biere beim Kochen (in
dem Einkochkesselchen der sacharometrischen Bierprobe). Ein
junges Bier bildet dabei im Anfange einen sehr feinblasigen,
dicken, zähen Schaum, der ziemlich hoch steigt, länger anhält
und nur langsam in einen großblasigen übergeht, bis endlich
das Aufschäumen ganz nachläßt und das Bier ruhig fortkocht.
Ein älteres, im zweiten Grade der Nachgährung befindliches
Bier gibt zwar auch oft anfangs einen derlei feinblassigen
Schaum, der aber weder so dick noch so zähe ist und nur kür
zere Zeit anhält, indem er viel schneller in den großblasigen
übergeht und verschwindet. War das Bier sehr gut vergohren,
so entsteht gleich beim Anfang des Kochens ein lockerer Schaum,
dessen Blasen größer sind und der sehr bald vergeht. Bei Ge
legenheit der von mir vorgenommenen, wohl mehr als tausend
fältigen sacharometrischen Bierproben hatte ich vielfache Gele
genheit, diese Erscheinungen zu beobachten.
2) Die Bestimmung des Vergährungsgrades
der Biere mittelst der sacharometrischen Bierprobe, wobei sich
zugleich (wie oben bemerkt wurde) das Verhalten der Biere
beim Kochen beobachten läßt. Man ermittelt damit
a) den ursprünglichen Extractgehalt der Würze — p;
b) die erfolgte scheinbare Attenuation p — m, und