61
der gemalzten. Nur in Belgien hat man einen Mittelweg bei
behalten, nämlich gemalzte Gerste in Gemeinschaft mit rohen
Getreidearten zum Bierbrauen verwendet; aber das dort hierbei
befolgte Verfahren ist nicht empfehlenswerth, obwohl in jenem
Lande nach demselben Biere erzeugt werden, die einen allgemein
beliebten Consumtionsartikel bilden und auch mitunter, wenn
sie stark gehopft sind und aus Würzen von angemessener Con
centration erzeugt werden, eine große Haltbarkeit besitzen.
Da dieser Gegenstand eine besondere Wichtigkeit besitzt, in
Bezug ans die größere Ausgiebigkeit des verwen-
deten rohen Materials sowohl als auch auf den
ökonomischen Betrieb des Braugewerbes, so habe ich,
um zu einer nähern Kenntniß der dabei obwaltenden Umstände
zu gelangen, darüber mehre Versuche gemacht, die in Folgendem
beschrieben und ihre Resultate angeführt werden sollen.
Rohe Getreidearten, fein geschrotten, sowohl allein als in
verschiedenen Gewichtsverhältnissen mit einander gemengt, kunst
mäßig eingemeischt, zeigen nur eine unvollkommene Auflösung
des mehligen Korns und Zuckerbildung. Von deren alleiniger
Anwendung für die Biererzeugung ist daher kein günstiges Re
sultat zu erwarten. Anders und überaus Vortheilhaft dagegen
zeigt sich der Erfolg, wenn man Gerstenmalz mit rohen Getrei
dearten gemengt einmeischt. Um vergleichbare Resultate zu er
halten, habe ich zu allen Versuchen einerlei Gerstenmalz ver
wendet, dieses zuerst auf sein Verhalten geprüft und dabei ein
gleiches Verfahren befolgt. Die rohen Getreidearten wurden
in fein geschrotenem Zustande angewendet. Es wurden zwar
anfangs verschiedene Quantitäten von Gerstenmalz und rohem
Getreide genommen, ich bin aber endlich bei der Anwendung
gleicher Gewichte beider stehen geblieben. Sie können
natürlicherweise in beliebigen andern Verhältnissen einzeln oder
gemengt dazu gebraucht werden; jedoch dürfte ein gewisses Mi
nimum des Gerstenmalzes dabei nicht überschritten werden, wenn
der Meischproceß und die darauf folgenden Operationen regel
mäßig und ohne Hinderniß von Statten gehen und ein gutes,
klares, dem Malzbiere gleiches und ebenso vergährbares Bier
erzeugt werden soll. Dieses Minimum glaube ich mit zwei Ge
wichtstheilen Gerstendarrmalz gegen drei Gewichtstheile rohes
Getreide feststellen zu können.
Bei allen Versuchen wurde zuerst das Malzschrott, dann