Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und practisch dargestellt (1. Band, 2. Theil)

Geweichte und hierauf gedarrte Gerste mit Gerstenmalz. 
Neue Gerste von der letzten Ernte (1844) wurde durch 
24 Stunden im Flußwasser geweicht und dabei das Wasser 
viermal gewechselt. Das abfließende Weichwasser war jedesmal 
gelblich gefärbt. (Vielleicht würde auch eine kürzere Einquellzeit 
genügen.) Die etwas aufgequellte Gerste wurde an einem luft- 
tigen Orte dünn ausgebreitet, fleißig gewendet und so lufttrocken 
gemacht, dann aber auf einer Luftmalzdarre gedarrt, wobei sie 
12 pCt. am Gewichte verlor. Diese Darrgerste war blässer als 
die nicht geweichte, spröde, hatte keinen Strohgeruch mehr, son 
dern einen schwachen Malzgeruch, und wurde mittelst 
eines Walzenquetschwerkes und zweimaliger Passage durch die 
das erste Mal weiter, das zweite Mal enger gestellten Walzen 
fein geschroten und zu gleichem Gewichte mit Gerstendarrmalz 
schrot eingemeischt. Nach einer Stunde war die Würze geklärt 
und floß sehr klar und schnell von den Trebern ab; ihr Ge 
schmack war sehr süß, ihre Farbe merklich blässer. Die nassen 
Treber von 100 U dieser Darrgerste wogen 220 Ss. An Ex- 
tract wurden von derselben im Ganzen 65 pCt. erhalten. Die 
zuletzt abgeflossene Würze zeigte 5 pCt. am Sacharometer. 
Bei dem Darren der rohen und geweichten Gerste ist es 
von Wichtigkeit, diese Operation ebenso bei allmählig steigender 
Temperatur vorzunehmen, als das Darren des Malzes, weil 
die Gerste bei zu schueller, höherer Erhitzung hart und horn 
artig wird, sich schwerer schroten läßt, unvollkommener in der 
Meische auflöst und schwere Treber liefert, welche die Würze 
nur sehr langsam durchfließen lassen. 
Um das Einweichen des Getreides und Extrahiren des 
Extraktivstoffes aus den Hülsen desselben zu ersparen, kann 
man die rohen Getreidearten auch zu grobem Mehle vermehlen 
lassen, die Hülse dabei als Kleie größtentheils absondern und 
nur das Mehl zum Meischen verwenden. In diesem Falle er 
fordert jedoch die Operation des Einmeischens Vorsicht, damit 
keine teigartige Klumpen entstehen, die sich nur schwierig zer 
theilen lassen. Am besten ist es, um dieß zu vermeiden, das zu 
zusetzende Mehl vor dem Meischen mit dem angewendeten Malz 
schrote zu vermengen. 
Ob übrigens das Mahlen des Getreides zu Mehl nicht 
theurer ist, vermag ich « priori nicht zu entscheiden. Die er 
zeugte .Würze ist sehr blaß und muß zur Erzielung einer dunk-
	        
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