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Wandstiele herbeiführen, so müssen wir die Streben als wichtige Konstruktions-
teile betrachten. Ihre Neigung wird daher unter 45° nicht herunter- und über
60° nicht viel hinausgehen, wenn sie ihren Zweck erfüllen sollen. Sie erhalten
den Querschnitt der Stiele und setzen sich, mit einem schrägen Zapfen und oft
noch mit Versatzung in die Grund- resp. Saumschwelle und ebenso in das Rähm
ein (Fig. 29 und 30).
Ihre Richtung soll dabei, wie die meisten Lehrbücher sagen, so angeordnet
werden, dass der Strebenkopf sich. nach aussen wendet. Diesem Gesetze wird
aber in der Praxis durchaus nicht entsprochen, denn wir sehen, besonders auf
dem Lande, wo der Fachwerksbau niemals ausgestorben ist (Hessen, Thüringen),
dass die Eckstreben meistens nach innen gerichtet sind (Fig. 15). Und an
neueren Fachwerksbauten feinerer Art behandelt man auch diese Eckstreben
rein dekorativ und zwar in der Art, wie sie besonders in Thüringen, Hessen und
am Rhein üblich war. Ja sogar die alte rheinische Sitte, die Eckstreben in die
Eckstiele zu verzapfen, finden wir heutzütage vielfach nachgeahmt (Fig. 31 u. 32).
is ist dies eben ein Beweis dafür, dass man unter Umstánden die Verstrebungen
nicht für so wichtige Konstruktionsteile hàlt.
Die Hauptsache bei der Versteifung dürfte immer in der Dreiecksbildung
der Gefache liegen und diese kann, wie aus den Fig. 34 und 35 zu ersehen ist,
auf gar mannigfache Art und Weise erreicht werden.
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Das aber ist immer festzuhalten, dass die Zapfenlócher der konstruktiven
Streben vom nächsten Stiele etwas entfernt bleiben, damit das dazwischen liegende
Holz nicht abgesprengt wird. Sogenannte verdoppelte Streben, wobei die beiden
Hôlzer sich in der Mitte kreuzen (Andreaskreuze), haben ebenfalls nur dekorativen
Zweck. Die eine Strebe muss hierbei in Wirklichkeit durchgehen und die andere
besteht aus zwei Stücken, die stumpf gegen die Hauptstrebe genagelt werden
(Fig. 33). Eine Ueberblattung kónnte man hier ausführen, sie ist aber. kon-
struktiv insofern falsch, als nun keine der beiden Streben mit ihrer vollen Holz-
stärke versteifend wirken kann und alle beide geschwächt sind. Trotzdem werden
zu rein dekorativem Zwecke überblattete Verstrebungen heute vielfach ange-
wendet (vergl. die Fig. 35).
Riegelkreuze (Fig. 35 und 36), Schubriegel (Fig. 32) und die drei-
eckigen Riegelbänder (Fig. 34) in den Fensterbriistungen dienen ebenfalls
nur als Zierat und sollen an späterer Stelle besprochen werden.
Die Ausmauerung und innere Verkleidung der Fachwerkswand.
Das unvermeidliche Schwinden des Holzes könnte leicht dazu führen, dass
zwischen dem Holzwerk der Gefache und der Ausmauerung Fugen entstehen.
Kin solches Fach fällt dann, wie es schon oft vorgekommen ist, thatsächlich
heraus. Man begegnet diesem Uebelstande dadurch, dass man entweder drei-
kantige Leisten an die Stiele und Streben nagelt und mit entsprechend geformten
Ziegeln anschliesst (Fig. 27) oder dass man dünne Holzkeile zwischen Mauer-
werk und Holz zur verbesserten Verspannung eintreibt.
Zum Ausfugen nimmt man guten Zementmórtel.
Im Innern stehen die Stiele mit der Wandflàche gewóhnlich bündig. Die ,
Holzteile werden mit Rohr überzogen und verputzt. Solche Aussenwànde kónnen