Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1802 November 12. 
Wünschenswertheres geben könne, als wenn Dr. Gauss Direktor einer 
so vortrefflichen Sternwarte würde. 
Sobald ich also Ihre Erlanbniss erhalten hatte, schrieb ich sogleich 
an meinen Freund den Professor Heeren in Göttingen, meldete ihm, 
dass Sie einen Ruf nach Russland erhalten hätten und deswegen noch 
in Unterhandlung ständen, ich hätte Sie aber um einen Aufschub Ihrer 
definitiven Entschliessung gebeten etc. etc. Sie hätten mir zv ar nie 
auch nur den leisesten Wunsch zu erkennen gegeben, nach Göttingen 
zu kommen, ja von dem neuen Observatorium in Göttingen sei in unseren 
Briefen noch nie mit einer Silbe Erwähnung geschehen; allein ich müsse 
die Ueberzeugung äussern, wie Göttingen nie für die Stelle eines Direktors 
der Sternwarte einen besseren Mann finden könne, dass aber, wenn 
man auf diese Idee reflektiren wolle, die Einleitung der Sache Eile 
hätte u.s.w. 
Was dieser Brief für einen Erfolg gehabt hat, werden Sie aus der 
Einlage sehen, die ich Ihnen im Vertrauen als Original kommunicire, 
damit Sie die ganze Lage der Sache wissen. 
Ich hoffe also (mehr wie hoffen kann ich noch nicht, weil ich nicht 
weiss, ob sich in Hannover unerwartete Hindernisse finden), dass man 
Ihnen von Hannover aus einen anständigen Antrag wegen dieser Stelle 
machen wird; und dann, liebster Freund, rathe ich, bitte ich, nehmen 
Sie diesen Antrag womöglich an. Selbst wenn das Gehalt vielleicht 
anfangs nicht ganz so gross sein sollte, als Sie es erwarten, so lässt 
sich dieses mit der Zeit verbessern. Von den Bedingungen, die man 
Ihnen in Petersburg machte, habe ich nichts geschrieben. 
Sagen Sie mir nun, liebster Freund, ob meine Freundschaft, oder 
vielleicht, ob mein Verlangen, Sie zum Besten der Wissenschaft in 
Deutschland zu behalten, mich zu weit geführt hat, und ob Sie meine, 
ohne Ihre Einwilligung gewagten Schritte missbilligen? 
Wie stimmt Messier’s Beob. der 4 vom 21. Sept. mit Ihren 
Elementen? Haben Sie schon Elemente der 4 mit Rücksicht auf die 
Störungen berechnet? Wie geben etwa diese den Ort der 4 für den 
1. März 1797? Dr. Benzenberg hat seine Versuche über die Abweichung 
fallender Körper vom Perpendikel wegen der Rotation der Erde im 
Michaelisthurm zu Hamburg geendigt. Die Fallhöhe war 285 Fuss, die 
Fallzeit 4\ Er findet im Mittel, Abweichung gegen Osten 4 Linien, gegen 
Süden l 1 / 2 Linie. Nach der Theorie sollte erstere 5,89 Linien, letztere 
1,58 Linien sein. Allein wegen der Theorie bin ich nur deswegen noch 
etwas zweifelhaft, weil La Place versichert, sie gehe gar keine Ab 
weichung gegen Süden. Dies weiss ich mir nun nicht zu reimen; denn 
nh kann in meinen Schlüssen, die allerdings eine Abweichung gegen 
Süden geben, keinen Irrthum entdecken. Wollen Sie, liebster Freund,
	        
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