Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Gibers an Gauss. Bremen, 1802 December 25. 
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Die Witterung ist astronomischen Beobb. nicht günstig gewesen, 
auch leide ich etwas an Brustbeschwerden, weswegen ich mich nicht 
der rauhen winterlichen Nachtluft immer aussetzen kann. Deswegen 
habe ich die am 1. März 1797 nach der Hist. Cel. beobachtete Zone noch 
nicht ganz durchmustern können. Aber kein Stern 7. Grösse scheint 
zn fehlen, und so gross musste doch damals 4 erscheinen, weil ihr Abstand 
von der Erde nur 1,40, und sie zugleich ihrer Onähe nahe war. — 
Wahrscheinlich stand sie zu südlich, wie es auch Ihre Elemente angeben, 
um mit beobachtet zu werden. 
Was sagen Sie zu den vom Himmel gefallenen Steinen, und von 
La Place’s Idee, dass sie vielleicht Produkte von Mondvulkanen sind? 
Die Möglichkeit eines selenitischen Ursprungs dieser Steine hatte ich 
schon vor 7 Jahren in einer hier im Museum gehaltenen Vorlesung über 
den Steinregen von Siena geäussert. Ich hielt diesen Steinregen damals 
zwar als vom \ esuv hergeschleudert, aber der berühmte bei Aegos 
Potamos herabgefallene Stein hatte mich doch zu der Untersuchung 
veranlasst, wie gross wohl die Geschwindigkeit eines schweren Körpers 
auf der Oberfläche des D’s sein müsse, um auf die Erde fallen zu können. 
Nach den neuesten Angaben über Masse und Durchmesser des D’s finde 
ich bei einem Abstande des D’s von 56 Erdhalbmessern diese Wurf- 
geschwindigkeit = 7780 Fuss in einer Sekunde. 1 ) Eine solche Geschwindig 
keit ist allerdings, durch Natur oder Kunst, leicht denkbar; aber ich 
habe doch sonst viele Gründe, die mir diese Hypothese über den Ur 
sprung jener Massen sehr zweifelhaft zu machen scheinen. 
\ on unserem Freunde Zach habe auch ich lange, sehr lange nichts 
gehört; ich bin aber dergleichen Unterbrechungen unseres Briefwechsels 
sehr gewohnt, und dies beruhigt mich wegen seines langen Still 
schweigens. 
Ihren (¡.-Tafeln sehe ich, entweder in der M. C. oder in Abschrift, 
Ihrem gütigen Versprechen zu Folge, entgegen. Wenn solche elende 
Abhandlungen, wie die von Reinert über das Licht, nicht aufgenommen 
würden, so bliebe für wichtigere Sachen Platz genug. — Möchten Sie, 
wünsche ich mit Schubert, auch auf die £ erst ähnliche Sorgfalt 
wenden können! Doch mit Recht erwarten Sie erst ihre Wieder 
auffindung. Ich werde sie schwerlich vor Ende März finden; aber ich 
hoffe und erwarte, dass die Franzosen diesmal glücklicher sein werden. 
Mit einer guten parallaktischen Maschine ist sie doch, Dank sei es 
Ihren Rechnungen, kaum zu verfehlen, sobald sie im Fernrohr zu er 
kennen ist.
	        
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