Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Braunschweig, 1803 Januar 4. 
No. 5i. Gauss au Olbers. [%> 
Braunschweig, 1803 Januar 4. 
Sie haben an meinem Schicksal einen so warmen Antheil genommen, 
sich so ernstlich dafür interessirt, dass ich es meinem Herzen nicht 
versagen kann. Ihnen vorläufig die Nachricht im Vertrauen mitzutheilen, 
dass aller Wahrscheinlichkeit nach aus meiner Entfernung aus Deutsch 
land diesmal nichts wird. Unser Herzog, der sich meiner von jeher so 
grossmüthig angenommen hat, hegt eine besondere Vorliebe dafür, mich 
hier zu haben, will mein Weggehen nicht zugeben, sondern mich für 
die in Petersburg angebotenen Vortheile schadlos halten. „Was will 
der Gauss,“ so hat er sich gegen unseren Geheimrath v. Zimmermann 
erklärt, „sich unterm 60. Grad der Breite die Augen verderben, da ich 
ihm alles, was er dort haben könnte, Müsse und eine bequeme Lage, 
hier auch geben kann!“ Ich habe nun eine beträchtliche Verbesserung 
meiner Umstände zu erwarten, wobei mir nichts zu wünschen übrig 
bleibt — und wie könnte ich ohne die grösste Undankbarkeit einer so 
uneigennützigen Grossmuth widerstehen! 
Nach meinen vorläufigen Tafeln der Q-Störiuigen (ich wollte, dass 
Zach das Zeichen, so wie er es im ersten Anfang schrieb, und wie es 
Bode hat, beibehalten hätte; für Jemand, der nicht links ist, schreibt 
sich Q weit bequemer als Q), habe ich schon häufiger Rechnungen 
gemacht, und ihre vorzügliche Bequemlichkeit bewährt gefunden. Aber 
mit den VIII. im Nov. der M. C. abgedruckten Elementen bin ich 
noch nicht recht zufrieden. Ich hatte dazu lediglich Meridianbeobb. 
gebraucht, die dadurch sehr gut, und viel besser als durch die VII. 
dargestellt wurden. Aber jetzt, nachdem die ohne Tafeln so sehr 
beschwerlichen Berechnungen der Störungen kein Hinderniss mehr in 
den Weg legten, habe ich auch die letzten ORiANi’schen Beobb. damit 
verglichen, und zu meiner Verwunderung den Fehler merklich grösser 
gefunden, als nach den VII. Elementen. Die Al stimmen alle ziemlich 
gut, aber die Dekl. sind mit vieler Harmonie etwa 40" zu klein, sodass 
ich den Längenfehler für den 5. Aug. -}-18", den Breitenfehler —37" 
im Mittel ansetze; der Fehler der VII. Elemente ist nur etwa halb so 
gross. Mich dünkt, dies bestätigt eine schon ehemals von mir geäusserte 
Meinung, dass die Unsicherheit, die eine Folge der noch zu kurzen 
Dauer der Beobb. ist, bis jetzt auf die Voraussagung des künftigen 
Laufes nachtheiliger wirken kann, als die Vernachlässigung der Stö 
rungen. Ich will deswegen erst noch eine Politur vornehmen und die 
Elemente allen vorhandenen Beobb. möglichst genau anpassen. Fast 
alle Rechnungen, die ich dazu machen muss, müsste ich ohnehin in
	        
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