Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Braunschweig, 1808 März 1. 
Jetzt, mein theuerster Freund, nocli einige Worte über meine eigene 
Lao-e, an der Sie einen mir so wolilthuenden Antheil nehmen. Dass ich 
mm liier bleibe, hier in völliger Unabhängigkeit ä mon cäse leben werde 
(unser Fürst hat meine Pension auf bOO Rthl. erhöht und dabei fieie 
Wohnung zugesichert), diese Nachricht hätte ich Ihnen zwar schon vor 
ein paar Wochen schreiben können; allein ich wünschte Ihnen noch 
mehr schreiben zu können, und dies kann ich jetzt. I nser edler Fürst 
hat sich nämlich geneigt gezeigt, hier etwas für die ausübende Astro 
nomie zu thun. Ich hatte ihm vorgestellt, dass ein Vorrath von zweck 
mässigen Instrumenten, ein astronomischer Salon oder eine Art von 
kleiner Sternwarte eine Zierde der Stadt, ein Mittel, den Geschmack 
an Astronomie mehr zu verbreiten, ein Mittel, der V issenscliaft selbst 
nützlich zu sein, abgeben würde, und dieser Gedanke erhielt seinen 
Beifall. Unser Freund Zach hat bereits durch einen kleinen Ueber- 
schlag gezeigt, wie sich mit massigen Kosten eine zweckmässige Samm 
lung machen liesse, und sich selbst erboten, auf den Sommer selbst 
hierher zu kommen, ein passendes Lokal aufzusuchen und uns mit 
seinem Ratlie behilflich zu sein; und eben gestern hat der Herzog in 
einem Billet an v. Zimmermann seinen Wunsch zu erkennen gegeben, 
dass dieses Anerbieten zur Wirklichkeit kommen möchte. Wenn also 
der Himmel meinen Aussichten günstig ist, und sonst keine Hindernisse 
eintreten, so kommt Zach nach Johannis, wenn die Frühlingsreisen 
unseres Herzogs geendigt sind, zu uns; ich gehe eine Zeit lang nach 
Gotha, um mich in der praktischen Astronomie zu üben, und in kurzem 
haben wir hier eine kleine Sternwarte, wodurch alle meine Wünsche 
erfüllt sein werden. 
AYas halten Sie von der Nachricht aus Glasgow von der magne 
tischen Terrella, womit der amerikanische Schiffer seine Länge so sicher 
bestimmte? Ich bin dagegen etwas misstrauisch, ob ich gleich glaube, 
dass über die magnetische Kraft der Erde noch viel zu entdecken sein 
möchte, und dass sich hier noch ein grösseres Feld für Anwendung der 
Mathematik finden wird, als man bisher davon kultivirt hat. — Soeben 
erhalte ich Ihren zweiten Brief. Ich berechne sogleich durch Inter 
polation aus meiner auf Sekunden angesetzten Ephemeride Beistehendes. 
Nächstens mehr. 
■¿R calc. Deel. cale. 
Febr. 21. 272° 58'47" 7° 30' 40" 
„ 23. 273° 3U 14" 7° 45' 4" 
[Beiliegend der geocentrische Lauf der 
rechnet von 1803 März 8. bis April 29.] 
Differenz 
SR Dekl. 
-f 2' 2" — 34" 
+ 2' 35" -57" 
Ceres für Mitternacht Seeberg be-
	        
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