Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

156 
Gauss an Olbers. Braunschweig, 1803 Juli 19. 
frei; aber wäre icli’s und könnte ich mich zur Annahme jener Stelle 
entschlossen, so würde ich mit blutendem Herzen Deutschland verlassen. 
Ueber den HABDiNG’schen Stern habe ich einen rohen Versuch erst 
gemacht. Wenn in meiner ziemlich flüchtig und ohne Kontrolle geführten 
Rechnung kein Fehler ist, so wären die Kreiselemente, wodurch die 
Oerter des von La Lande und Haeding beobachteten Sterns, dessen 
Identität vorausgesetzt, dargestellt werden, folgende: 
Epoche 1803. Meridian von Seeberg 4° 16' 
Tägliche Bewegung 779,10" 
Logaritlime der halben grossen Axe . 0,43161 
Auf steigender Knoten 16° 41' 
Neigung der Bahn 51° 12' 
Zwei Beobb. lassen es unentschieden, ob die Bewegung recht- oder 
rückläufig anzunehmen sei; ich habe, wie billig, das erstere voraus 
gesetzt. Für 1803 den 3. Aug. 12 h finde ich nach diesen Elementen: 
Geocentrisclie Länge . . 63° 30' 
„ Breite . . 25° 0' N. 
welcher Ort in den Perseus fällt. 
Dass die beiden Sterne von La Lande und Harding ein und der 
selbe Planet sind, halte ich nicht allein für möglich, sondern selbst 
nicht für unwahrscheinlich, insofern man die Beobb. als authentisch 
ansehen und von der jetzigen Leere ihrer Plätze gewiss sein kann. 
Allein ein sehr sehr böser Umstand für die Aufspürung dieses Planeten 
ist es alsdann, dass die beiden Oerter vom 10. Apr. 1796 und 23. Dec. 
1802 sich heliocentrisch fast entgegengesetzt sind; der durchlaufene Bogen 
ist nach den Kreiselementen in der Bahn 543° 6'; die Bestimmung der 
Lage der Ebene der Balm ist daher äusserst misslich. Noch mehr! 
Wenn die Balm des Planeten eine Ellipse werden soll, in der der Ab 
stand von der Sonne bei dem ft der (j. Bahn auf der £ Balm ungefähr 
= 2,9 wird, so sieht man sich genöthigt, eine noch viel grössere 
Neigung anzunehmen, und der Vortheil, den man in Ansehung der 
Richtung der Bewegung bei einer mässigen Neigung hat (nämlich 
die rechtläufige Bewegung als die plausibelste annehmen zu dürfen), 
fällt weg, sobald die Neigung um 90° beträgt, wo die Richtung 
(sens) ganz zweideutig bleibt. Meine Hoffnung einer methodischen 
Auffindung ist daher ziemlich verzagt; vielleicht hat aber doch der 
Himmel dieses Glück Ihnen als seinem Liebling zugedacht. Alle meine 
ferneren Rechnungen darüber werde ich Ihnen immer sogleich mittheilen. 
Das V eilige, was ich bisher über die Ceres gearbeitet habe, muss 
ich auf meinen nächsten Brief auf sparen; auch habe ich nur erst unsere
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.