Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Olbers an Ganss. Bremen, 1804 Januar 7. 
Den 7. Dec. bin ich mit Herrn v. Zach von Gotha abgereist. Er 
hat sich einige Tage bei uns anfgelialten und hat gestern seine Rück 
reise angetreten. Wir haben hier einen vortrefflichen Platz zu einer 
Sternwarte ausgefunden. Ein massives Gebäude, das ehedem zum Pulver 
magazin gebraucht ist und gegenwärtig gar nicht benutzt wird, ist 
ganz dazu geeignet, in einen Tempel der Urania verwandelt zu werden. 
Das beinahe plane und bombenfeste massive Dach wird von drei un 
geheuren steinernen Säulen getragen, worauf ein Passageinstrument und 
Kreis ein herrliches Fundament werden finden können, v. Zach wird 
uns bald einen detaillirten Plan zur Einrichtung der Sternwarte ent 
werfen; und ich hoffe, bei dem warmen Interesse, das er an dieser 
Angelegenheit nimmt, und bei der Denkungsart unseres Fürsten, dass 
alle Schwierigkeiten überwunden werden und mir endlich eine klare 
Aussicht in meinen zukünftigen Wirkungskreis geöffnet werden soll. 
Leben Sie wohl, bester Freund. Empfehlen Sie mich dem Andenken 
aller, die sich in Bremen meiner erinnern, besonders aber Ihrer liebens 
würdigen F amilie. 
Unser Pr aff hat vor Kurzem geheirathet und ist, wie mir v. Zach 
und Ende erzählten, die ihn in Helmstedt besucht haben, sehr glücklich. 
Den zwiefachen Verlust des Herrn v. Ende durch den Tod seiner Frau 
und Tochter werden Sie wahrscheinlich schon wissen. Die Anwesen 
heit des Herrn v. Zach, den er jetzt bis Cassel zurückbegleitet, hat 
sehr viel beigetragen, ihn aufzuheitern. Von Dr. Horner hat v. Zach 
kürzlich aus Teneriffa die besten Nachrichten erhalten. 
No. 78. Olbers au Grauss. ßi 
Bremen, 1804 Januar 7. 
Sie haben mir durch Ihren lange erwarteten Brief vom 18. Dec. 
die grösste Freude gemacht. Ihr Stillschweigen entschuldige ich voll 
kommen. Ich kenne die vielen Abhaltungen, die man an einem solchen 
Orte, wie Gotha für Sie sein musste, findet, recht gut, und ich würde 
in denselben Verhältnissen, so sehr ich Sie liebe und verehre, vielleicht 
kein fleissigerer Korrespondent gewesen sein; aber sagen darf ich es 
doch, dass ich höchst ungern während eines ganzen Vierteljahres Ihrer 
Briefe, worauf ich mich immer so sehr freue, entbehrt habe. 
A on dem Resultat der Brockensignale und von den ZACH’schen 
Vermessungen und ihren Fortschritten weiss ich eigentlich nichts. Alles 
also, was Sie mir gelegentlich darüber mittheilen werden, und was ich
	        
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