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Gauss an Olbers. Rraunschweig, 1804 September 21.
Vom 16. an sind meine Beobb. mit einem vortrefflichen SHORT’schen
Spiegelteleskop gemacht, und wenn Sie dennoch nichts taugen, so liegt
die Schuld an der unvortheilhaften Lage, oder an der unrichtigen zu
Grunde gelegten Position der Fixsterne oder an mir.
Bisher habe ich nur kleine Sterne 8. und geringerer Grösse aus
der Hist. Cel. gebrauchen können. Nur am 18. konnte ich 19 Ceti
Bode (der bei Piazzi, aber unrichtig als 5 Ceti vorkommt) zur Dekl.
mit benutzen. Schade, dass das schlechte Wetter die schöne Lage
gegen diesen Stern und gegen 5 und 4 Ceti zu benutzen nicht erlaubt.
Bei dieser Gelegenheit entdeckte sich ein Druckfehler in der Hist. Cel.
pag. 131, wo statt 23 h 56 m 49,5 s eine Minute weniger gelesen werden
muss. Der Stern steht auf Harding’s Karten daher auch |-° zu weit
östlich. Der Mondschein hat mir die Beobb. im mindesten nicht weiter
erschwert, als insofern er ein paar Min. zum Richten des Fernrohres
längere Zeit nöthig gemacht hat. Den HARDiNG’schen Stern schätze
ich 7. bis 8. Grösse und sehe ihn mit meinem Kometensucher ohne An
strengung. Obwohl die Zwischenzeit noch viel zu kurz ist, um zumal
mit solchen Beobb. wie die mehligen schon eine Bestimmung der Bahn
zu unternehmen, so habe ich doch meiner Ungeduld nicht widerstehen
können und bereits am 16. auf meinen und die vier mir von Ihnen mit-
getheilten Beobb. folgende Elemente gegründet:
Sh 173°31'51"
Inklination 22° 28' 25"
Excentricität
Aphelium
Log. sein. Ax. major
Motus diurnus
Epoche d. 5. Sept. um 10 h 40 m M. Seeberg. Zeit
Revolutio
0,414 76
259° 6'22"
0,541 865
546,0"
39° 32' 55"
6£ a.
Begreiflich war wegen der eben gedachten Umstände, bei Berech
nung dieser Elemente meine Absicht keineswegs, auch nur eine An
näherung an die Wahrheit zu finden. Ich wollte bloss Elemente heraus
bringen, die so genau mit den Beobb. selbst übereinstimmten, dass diese
sich darnach würdigen und diskutiren liessen, um so zur Vorbereitung
auf die erste wirkliche Annäherung zu dienen, und diese Absicht habe
ich erreicht.
Hier die Vergleichung aller mir bisher bekannten Beobb., wobei
ich bemerke, dass bei Berechnung der Elemente die Aberration vernach
lässigt, bei Vergleichung der Beobb. mit der Rechnung hingegen mit
genommen ist. Ohne diesen Umstand würde die Uebereinstimmung noch
etwas grösser sein.