238
Olbers au Gauss. [Bremen, nach 1804 December 12.]
sucht, oder dass Sie erst einen ostensiblen Antrag von Göttingen
erhalten, und so den Herzog um die Erlaubnis bitten, ihn annehmen
zu dürfen?
Ich kenne weder das Terrain noch die handelnden Personen genug,
um hierin rathen zu können. AFir scheint es abei, dass es vielleicht am
besten wäre, wenn Herr v. Z[immermann] gleichsam für sich, und als ob
Sie noch nicht darum wüssten, dem Herzog darüber spräche, dass man in
Göttingen gegen ihn den Wunsch geäussert habe, Sie dort zu haben,
dass man Ihnen wahrscheinlich vortheilhafte Bedingungen anbieten
werde u. s. w., und dass Ihr würdiger Freund bei der Gelegenheit ver
suchte, Se. Durchlaucht zu bewegen, dieser Idee nicht entgegen zu sein.
Irre ich nicht, so sind wir Menschen immer geneigter, auf einen künf
tigen nur erst möglichen Fall etwas zu versprechen, als bei einem
schon wirklich eingetretenen gleich eine bejahende Entscheidung zu
geben. Und schaden könnte dieser vorläufige Schritt (vorausgesetzt
dass Herr v. Z[immermann] Sie selbst noch ganz, als wüssten Sie nichts
davon, vorstellte) in keinem Fall. Würde sich der Herzog geneigt be
zeigen, Ihre Beförderung zu genehmigen, so hätten wir gewonnen Spiel.
Würde er sich nicht beifällig erklären, so bliebe Ihnen noch immer
der Weg offen, wenn nun ein ostensibler Antrag von Gföttingen] an
Sie geschickt wäre, sich sodann selbst an den Herzog zu wenden und
Ihr Gesuch mit solchen Gründen zu unterstützen, die Herr v. Z[immer-
mann] vielleicht noch nicht hätte Vorbringen können. Auch würde auf
allen Fall die etwaige Aeusserung des Herzogs Ihnen vielleicht Winke
an die Hand geben, nach denen sowohl der Antrag von Göttingen
aus, als Ihr Vortrag desselben bei Sr. Durchlaucht sich modificiren Hessen.
Ueberlegen Sie dies, mein theuerster Freund, und instruiren Sie
mich bald, wie ich Herrn Justizr. Heyne antworten soll. Gern sähe
ich, dass unsers guten Harding’s Beförderung dabei nicht litte, von dem
Heyne, wie Sie sehen, kein Wort sagt.
Mit grossem Vergnügen sehe ich, dass Ihre liebenswürdige Freun
din schon meine alte Bekanntin ist. Wo ich nicht irre, habe ich sogar
die Ehre gehabt, Ihre Gebieterin damals von einer kleinen Unpässlich
keit zu kuriren. Ich bitte, mich derselben nochmals aufs angelegent
lichste zu empfehlen, und um die Erneuerung unserer vormaligen Be
kanntschaft gehorsamst zu ersuchen.
Für Ihren letzten Brief, die neuen Elemente der ^-Bahn und die
Ephemeride danke ich gehorsamst. Hier ist das Wetter beständig trübe
gewesen. Nur am 12. Dec. bei Mondschein und milchig - nebligem
Himmel habe ich die Juno und Ceres gesehen, erstere auch beobachtet ;
allein die Beob. ist schlecht, weil der kleine Planet gar zu schwach
erschien. Ceres war viel heller.