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Olbers an Gauss. Bremen, 1805 April 4.
Die Ephemeride auf nächstes Jahr haben Hr. von Linden au und
Harding bereits in Händen.
Ich habe jetzt angefangen, mich mit den Störungen der Ceres zu
beschäftigen, aber geschwind wird es damit, eben nicht gehen. Dies ist
gewissermaassen nur eine Probe, die ich mit einer eigenthümlichen
Methode anstelle, und die ich, wenn sie meinen Anforderungen entspricht,
auch dereinst auf Pallas und Juno an wenden könnte. Es ist zwar viel
Arbeit dabei, aber so, wie ich den Zuschnitt gemacht habe, werden die
11. Potenzen der Excentricität und Neigung nicht vernachlässigt. In
zwischen ist der bei weitem grösste Tlieil so mechanisch, dass ich auch
fremde Hülfe sehr gut dabei würde benutzen können. Vielleicht kann
ich in der Folge Hrn. Bessel’s Bereitwilligkeit benutzen. Neulich hat
er mir seine Resultate über den Kometen von 1618 geschickt, 1 ) die mir
von seiner Geübtheit im Calcul einen immer grösseren Begriff geben.
Heyne hat mir Harding’s Anstellung angezeigt, und mir auch
einen Brief geschickt, damit ich, falls ein günstiger Zeitpunkt eintritt,
gleich etwas Ostensibles zu produciren habe. Vielleicht tritt ein solcher
bald ein, wenn der H[erzog] von seiner Reise zurück sein wird. Ich
möchte wohl um Ihren Rath bitten, ob ich vorher, ehe ich hier die
Sache movire, erst mit Heyne über die zu machenden äussern Be
dingungen einige Rücksprache nehme, da ich mich doch durch jenen
Schritt schon gewissermaassen binde, oder ob ich dies im Vertrauen auf
Heyne’s liberale Gesinnung und seine in seinem Briefe an Sie gemachte
Aeusserung lieber unterlassen kann. Möchte sich nur die politische
Lage der Dinge bald ändern und mich mancher unruhigen Besorgniss
überheben.
Freund Horn weiss übrigens um diese Angelegenheit nicht.
Auf Schroeter’s Schrift bin ich doch sehr begierig, da er seine
Resultate so sehr ins Detail getrieben hat. Er giebt, sogar den Fall
schwerer Körper auf den Asteroiden an, welches aber doch wohl zum
Tlieil auf hypothetischen Voraussetzungen beruhen muss.
No - 129 - Olbers an Gauss. po
Bremen, 1805 April 4.
Ihr Freund Horn hat mir Ihren so schätzbaren Brief überbracht,
und vorgestern Abend mit einigen andern guten Freunden, wozu auch
noch zufällig Prof. Harding kam, bei mir gespeist. Er erzählte uns
viel Angenehmes von Ihrem Befinden und Ihrem Frohsinn, und wusste
*) Vergl. Brief von Bessel an Gauss. Bremen. 1805 März 16; Briefwechsel
No. 4. Srh.