Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Braunschweig', 1805 Mai 10. 
Quadrat der Schwerkraft an dieser Oberfläche verhalte. Schroeteb 
glaubte nun umgekehrt folgern zu können, dass die Dichtigkeit der 
Atmosphären an der Oberfläche sich wie die Höhen des sichtbaren 
Theils derselben verhielten. Für unsere Erde nahm er die Höhe mit 
La Hiee 38000 Toisen an. Da ihm nun seine teleskopischen Beobb. die 
Höhen der Atmosphären der Pallas und Ceres von 100 bis 150 Meilen 
gegeben haben, so schloss er auf eine grosse Dichtigkeit dieser Atmo 
sphären an der Oberfläche der beiden Planeten, und so auf die Schwer 
kraft und Dichtigkeit derselben. Das Resultat ist z. B., dass die Dich 
tigkeit der Ceres 4| bis 5|- mal grösser ist als Gold u. s. w. — Ich 
zeigte ihm, dass Melandeehjelm’s sogenanntes Theorem bloss die etwas 
auffallender ausgedrückte Hypothese enthalte, dass die Masse der Atmo 
sphäre eines jeden Planeten immer dasselbe Verhältniss zu seiner ganzen 
Masse habe, also bei jedem Planeten etwa -g^uYö'iT se i ner Masse sei; 
dass diese Hypothese, an sich sehr unwahrscheinlich, gerade durch 
seine Beobb. so grosser Atmosphären um so kleine Weltkörper wieder 
legt werde, und dass sich die Höhen der sichtbaren Atmosphären durch 
aus nicht geradehin, wie die Dichtigkeit derselben an der Oberfläche 
verhalten könnten u. s. w. 
Unter uns, so kann ich an diese grossen Atmosphären der j) und 
£ noch gar nicht glauben, sondern halte sie nur für Irradiation im 
Teleskop. 
No. i3o. Gaiiss au Olbers. [&> 
Braunschweig, 1805 Mai 10. 
Vor allen Dingen tausendfachen Dank für das mir so liebe und 
unschätzbare Geschenk Ihres Porträts, welches mir Schwaez mit 
gebracht hat. Alles, was die Kunst vermag, hat er geleistet, und Ihr 
theures Bild so treu und lebendig wiedergegeben, dass es die ge 
lungenste Arbeit in dieser Art ist, die ich kenne. Nochmals tausend 
Dank für die mir gemachte Freude! 
Die Methode, nach der ich die Störungen zu berechnen angefangen 
hatte, habe ich doch wieder aufgegeben. Das gar zu viele mechanische 
todte Rechnen, was ich dabei vor mir sah, hat mich abgeschreckt; auch 
selbst wenn alle Rechnungen, die ich Fremden hätte übertragen können, 
von Hrn. Bessel und Hrn. v. Lindenatt (der sich gleichfalls mich 
bei dergl. Arbeiten zu unterstützen gefälligst erboten hat) übernommen 
wären, würde für mich noch mehr übrig geblieben sein, als meine Ge 
duld hätte bestreiten können. 
Ich habe indessen bereits eine andere Methode ausgesonnen, die 
eben so weit führen kann, als jene, aber bei weitem weniger — ob
	        
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