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Olbers an Gauss. Bremen, 1805 Juni 22.
Uranus und Pallas, und nicht Herschel und Olbers nennen. Auch
erzählt er, dass er unserm Herzoge im Namen aller lebenden und künf
tigen Astronomen für seinen Entschluss, eine Sternwarte zu bauen, ge
dankt habe. Dies ist von Hrn. v. Zach veranlasst, und zugleich ein
Beweis, dass nur fremde Insinuationen ihn von der Wärme, womit er
anfangs diese Sache betrieb, zu seiner nachherigen Vernachlässigung um
gestimmt haben.
No. i3i. Olbers an Gauss. Ui
Bremen, 1805 Juni 22.
Es ist lange, dass ich mir das Vergnügen versagt habe, Ihren Brief
vom 10. Mai zu beantworten. Theils überhäufte Geschäfte, tlieils aber
die Erwartung, ich würde Ihnen endlich einmal wirklich etwas Sie In-
teressirendes zu schreiben haben, sind Schuld an meiner Zögerung.
Letzteres ist nun auch noch nicht der Fall. Der Himmel hat mir
keine Entdeckung dargeboten, ich selbst habe nichts Sonderliches im
astronomischen oder mathematischen Fach gethan, und auch mein Brief
wechsel hat mir nichts Merkwürdiges zugeführt. Nun kann ich aber
doch nicht länger schweigen.
Wahrscheinlich haben Sie nun Ihre Störungsrechnung über die
nach Ihrer neuen Methode schon geendigt. Ich hoffe, Sie werden Ihrem
Versprechen gemäss mir eine Idee von dieser Methode geben, auf die
ich, sowie auf die Resultate derselben für die j), sehr neugierig bin. —
Auf Bessel’s Bereitwilligkeit, Fähigkeit und Eifer, Ihnen bei dergleichen
Arbeiten zu helfen, können Sie sich durchaus verlassen. Dieser junge
Mann verspricht ausserordentlich viel. Er hat nun Tafeln für die Re
duktion der Ellipse auf die Parabel berechnet, wobei er die zweiten
Potenzen von (1 — Excentricität) mitgenommen hat.*) Er übt sich in prak
tischen Beobb. auf meinem Observationszimmer. Unter uns gesagt, hoffe ich
ihn jetzt an Harding’s Stelle bei dem Observatorio in Lilienthal anzu
bringen, und so ganz für die Astronomie zu gewinnen. Für sein künf
tiges Fortkommen rechne ich auf Ihren Beistand.
Rohde’s Abhandlung habe ich nicht gelesen, errathe aber ungefähr,
worauf es ankommt. Mit Bedauern habe ich Ihre Bemerkungen im
Juniheft der M. C. vermisst, die doch, dünkt mich, unter Hrn. v. ¡Lin-
denau’s Direktion merklich an Gehalt abzunehmen scheint.
Lindenau schrieb mir am 20. Mai, Zach habe seine Ankunft auf
den 23. angekündigt. Die Krankheit der Herzogin in Frankfurt mag
diese noch verzögert haben. Weiter habe ich nichts von ihm gehört.
J ) Vergl. Brief yon Bessel an Gauss, 1805 Juli 15; Briefwechsel No. 5. Sch.