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Gauss an Öfters. Braunschweig, 1805 Juli 2.
Bei Gelegenheit, dass ich Wurm’s Anleitung zur Parallaxen-
Rechnung durchlas, habe ich meine schon vor 6 oder 7 Jahren ge
fundenen Formeln, die Parallaxen ohne vorläufige Bestimmung des Nona
gesimus zu berechnen, 1 ) wieder hervorgesucht, und mit ein paar Bei
spielen erläutert, an Bode für das Jahrbuch geschickt. Mir kommen
diese Formeln sehr bequem vor.
Dass Ihre unvergleichlichen Disq. Arith. vom Prof, de l’Isle ins
französische übersetzt werden, nimmt mich doch Wunder. Ja, wenn sie
deutsch geschrieben wären, so hätten sie längst übersetzt sein müssen.
Aber so möchten doch sehr wenige sein, denen die lateinische Sprache
ein Hinderniss, sie zu verstehen, sein kann.
Ist die Göttingische Angelegenheit noch nicht weiter gefördert?
Sagen Sie mir, liebster Freund, ich bitte Sie, doch bald etwas darüber.
Immer hoffe ich, Zach würde seinem Versprechen gemäss dies
Jahr die Brocken-Signale wieder geben, und mir dies die grosse Freude
verschaffen, Sie, mein theuerster Freund, wieder in Rehburg zu sehen.
Ich gehe am 5. Juli mit meiner leider kränkelnden Frau dahin ab, und
werde bis zum 27. Juli dort bleiben.
Vor 14 Tagen habe ich durch meine Tochter die grosse Freude
gehabt, Grossvater zu werden. Die Mutter und mein kleiner Enkel be
finden sich bisher sehr gut.
Noch immer erinnere ich Sie an die Bitte, mir, sobald Ihre Rech
nungen soweit gediehen sind, die Säkular-Bewegungen der Knoten und
Aphelien der 3 Planeten ^>, 4 und f zu geben.
Haben Sie vielleicht die Immersion von^ft am 6. Mai beobachtet?
Mir würde die Mittheilung sehr angenehm sein, um sie mit unserer
Beob. vergleichen zu können. Die Emersion war hier nicht zu sehen.
Des schlechten Wetters wegen ist unsere Zeitbestimmung etwas un
sicher ausgefallen.
No. i32. Gauss an Olbers. №
Braunschweig, 1805 Juli 2.
Mit der freudigsten Theilnahme habe ich die angenehme Nachricht
von der Vermehrung Ihrer Familie erfahren. Aufs herzlichste wünsche
ich Ihnen dazu Glück; mögen Sie an Ihrem Enkel ebenso viel Freude
erleben, als an Ihren Kindern.
Mit meiner Rechnung der Störungen der bin ich leider noch
nicht fertig. Theils habe ich nicht immer anhaltend daran gearbeitet,
theils habe ich auch daran bei weitem mehr Mühe gehabt, als ich vor
her glaubte, hie und da auch wohl mehr, als nothwendig gewesen wäre.
0 Vergi. Band I, pag. 587 ff.
Sch.