Gauss au Olbers. Braunschweig, 1805 September 3.
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wusste, dem, womit ich die letzten Versuche gemacht hatte, — und
dem, wodurch es gelang, nachzuweisen. Sonderbar genug erscheint die
Lösung des Räthsels jetzt leichter als manches andere, was mich wohl
nicht so viele Tage auf gehalten hat als dieses Jahre, und gewiss wird
niemand, wenn ich diese Materie einst vortrage, von der langen Klemme,
worin es mich gesetzt hat, eine Ahnung bekommen.
Jetzt kann ich mich nun nicht enthalten, mich mit Niederschreibung
und Ausarbeitung einiger dieser Materien mit zu beschäftigen. Indess
sollen meine astronomischen Arbeiten darüber nicht ganz vernachlässigt
werden. Ich werde beiher meine angefangenen Arbeiten über die Stö
rungen der Planeten fortsetzen, sowohl was zur allgemeinen Theorie
als zur Anwendung auf die Asteroiden gehört. In jener ist es von be
sonderer Wichtigkeit, die Koefficienten, die aus
o a -f- a’ a!—2 a a' cos <p)~% = Ä°+2 Al cos cp -f- 2Ä" cos 2<p + 2 Al” cos 3 <p etc.
entspringen, recht leicht angeben zu können, weil man sie für sehr
viele Wertlie von a,a' braucht. Ich habe daher angefangen, eine Tafel
zu diesem Behuf zu berechnen (die, - f = tang y> gesetzt, für die Wertlie
CL
von a zwischen 16° und 36° von Minute zu Minute geht — weil gerade
solche bei den Asteroiden Vorkommen). Ich habe dabei viele eigene
Kunstgriffe, und eben in beiliegendem Briefe — um dessen gütige Be
sorgung ich bitte — ersuche ich unsern Freund Bessel, j ) mir dabei
behülflich zu sein und einen Theil derselben zu übernehmen. Bleibe
ich gesund und geht es mit meinen Arbeiten rasch und nach Wunsch,
so unternehme ich vielleicht auch noch dabei im nächsten Winter die
Ausarbeitung meiner Methode zur Bestimmung der Planetenbahnen und
bitte mir sodann von Ihnen auf kurze Zeit den kleinen Aufsatz aus
worin ich die Hauptmomente entwickelt habe, falls Sie solchen noch be
sitzen. * 2 ) Ich habe von allem nichts weiter auf dem Papiere als die zur
Anwendung nöthigen Resultate.
Ich hätte gern im vorigen Monate auf die und 4 einmal Jagd
gemacht; leider ist der Himmel nach Mitternacht nie heiter gewesen.
Sollten Ihnen bald Beobb. glücken, so verbinden Sie mich durch die
Mittheilung.
In der Jenaischen Literatur-Zeitung fand ich vor kurzem die
Recension von der Connaiss. des tems XIV, die nach einigen Partiku-
larien zu schliessen, vielleicht von Ihnen ist. Habe ich recht gerathen,
so danke ich Ihnen für Ihre freundschaftliche Absicht. Die Franzosen
scheinen sich selbst eines Unrechts schuldig zu fühlen, wenigstens hat
*) Vergl. Brief von Gauss an Bessel, 1805 Sept. 3. Briefwechsel No. 6.
2 ) Vergl. Brief No. 34, S. 65.
Sch.
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